Selim Özdogan
Mitsingen
In unserer Welt geht es ja nicht darum, die Hungrigen satt zu machen, sondern die Satten hungrig. Dauernd werden uns neue Bedürfnisse erfunden, während es anderen an Nahrungsmitteln fehlt. MP3-Player, Mobiltelefone, neue Schokoladensorten, Spielkonsolen, Energydrinks, aber auch Mangos, Drachenfrüchte, Ananas und noch vieles andere sind Dinge, die wir brauchen, weil es sie gibt und nicht umgekehrt. Sie sind nicht im Angebot, weil wir vorher schon ein Bedürfnis danach hatten. Die meisten dieser Sachen zeigen auch noch, daß man ganz gut nach Europa reinkommt in den verschiedensten Formen. Nur als Mensch wird es schwierig.
Niemand braucht dieses Konsumzeug wirklich, wir vertreiben uns nur die Zeit, weil wir nichts Besseres damit anfangen können. Auch ich habe einen iPod und viel Spaß damit, er ist mein ständiger Begleiter und mein liebstes Spielzeug. Daß ich mir vor dem Urlaub noch einen FM Transmitter kaufen mußte, ist nur ein weiteres Beispiel dafür wie man einen Satten hungrig macht. Hätte ich nicht gewußt, daß es so etwas gibt, ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß jemand ein Teil erfinden müsste, mit dem ich auf jedem beliebigen Radio meine Songs hören kann, indem ich mir einfach nur eine freie Frequenz suche.
Aber so saß ich mit meinen Eltern im Auto, fuhr die Küste entlang und konnte die Musik bestimmen. Daß ich das letzte Mal vierzehn Tage mit meinen Eltern verbracht habe, ist lange her. Und daß ich ihnen oder zumindest einem von ihnen etwas zum ersten Mal gemacht habe, noch viel länger.
Wir saßen im Auto, die Sonne schien, daß Blau des Meeres änderte jede Minute seine Tönung, die Straßen waren leer, die Hitze ließ einen längst nicht mehr an August denken und die Strände, an denen wir vorbeifuhren waren fast leer. Und außerdem liefen nur Stücke, die meine Mutter und ich mögen, und das sind nicht so ungemein viele. Mein Vater hat wenig Bezug zu Musik.
Auf jeden Fall fingen wir an mitzusingen, meine Mutter und ich. Nun bin ich 36, aber ich glaube, ich habe noch nie vorher mit meiner Mutter zusammen im Auto gesungen. Allein dafür hat sich das alles gelohnt, der Urlaub, der iPod, der FM-Transmitter.
Das ist das Schlimme, daß wir das Zeug nicht brauchen, heißt noch lange nicht, daß es uns nicht luxuriös schöne Momente schenken kann. Aber noch schllimmer wäre, diese Momente zu verpassen, weil man schon wieder ein neues Bedürfnis entdeckt hat.
In unserer Welt geht es ja nicht darum, die Hungrigen satt zu machen, sondern die Satten hungrig. Dauernd werden uns neue Bedürfnisse erfunden, während es anderen an Nahrungsmitteln fehlt. MP3-Player, Mobiltelefone, neue Schokoladensorten, Spielkonsolen, Energydrinks, aber auch Mangos, Drachenfrüchte, Ananas und noch vieles andere sind Dinge, die wir brauchen, weil es sie gibt und nicht umgekehrt. Sie sind nicht im Angebot, weil wir vorher schon ein Bedürfnis danach hatten. Die meisten dieser Sachen zeigen auch noch, daß man ganz gut nach Europa reinkommt in den verschiedensten Formen. Nur als Mensch wird es schwierig.
Niemand braucht dieses Konsumzeug wirklich, wir vertreiben uns nur die Zeit, weil wir nichts Besseres damit anfangen können. Auch ich habe einen iPod und viel Spaß damit, er ist mein ständiger Begleiter und mein liebstes Spielzeug. Daß ich mir vor dem Urlaub noch einen FM Transmitter kaufen mußte, ist nur ein weiteres Beispiel dafür wie man einen Satten hungrig macht. Hätte ich nicht gewußt, daß es so etwas gibt, ich wäre nie auf die Idee gekommen, daß jemand ein Teil erfinden müsste, mit dem ich auf jedem beliebigen Radio meine Songs hören kann, indem ich mir einfach nur eine freie Frequenz suche.
Aber so saß ich mit meinen Eltern im Auto, fuhr die Küste entlang und konnte die Musik bestimmen. Daß ich das letzte Mal vierzehn Tage mit meinen Eltern verbracht habe, ist lange her. Und daß ich ihnen oder zumindest einem von ihnen etwas zum ersten Mal gemacht habe, noch viel länger.
Wir saßen im Auto, die Sonne schien, daß Blau des Meeres änderte jede Minute seine Tönung, die Straßen waren leer, die Hitze ließ einen längst nicht mehr an August denken und die Strände, an denen wir vorbeifuhren waren fast leer. Und außerdem liefen nur Stücke, die meine Mutter und ich mögen, und das sind nicht so ungemein viele. Mein Vater hat wenig Bezug zu Musik.
Auf jeden Fall fingen wir an mitzusingen, meine Mutter und ich. Nun bin ich 36, aber ich glaube, ich habe noch nie vorher mit meiner Mutter zusammen im Auto gesungen. Allein dafür hat sich das alles gelohnt, der Urlaub, der iPod, der FM-Transmitter.
Das ist das Schlimme, daß wir das Zeug nicht brauchen, heißt noch lange nicht, daß es uns nicht luxuriös schöne Momente schenken kann. Aber noch schllimmer wäre, diese Momente zu verpassen, weil man schon wieder ein neues Bedürfnis entdeckt hat.
Auch wichtig:
Ganz einfach
- ist das Leben, findet Selim Özdogan
Es liegt was in der Luft
- Etwas Gutes wird geschehen
Drüber reden?
- Dieser Artikel wird hier im Forum diskutiert
Nach Hause
- Zuender. Das Netzmagazin
38 /
2007
ZEIT online