Glaubwürdigkeit

Auf wen ich höre

Die Kolumne von Selim Özdogan

Als ich mit zwanzig anfing in einem Fitneßcenter Gewichte zu stemmen, konnte man sofort sehen, daß ich ein Neuling bei dieser Beschäftigung war. Das führte dazu, daß dauernd Männer auf mich zukamen, die mir erzählten, daß ich falsch trainierte, daß es so oder so oder so besser wäre und alles andere Quatsch. Nur widersprachen sich die Theorien der verschiedenen Leute. Und ich hatte einen ganzen Packen Bücher zum Thema gelesen und war mir sicher, daß ich besser Bescheid wußte als jeder einzelne von ihnen, auch wenn ich nicht halb so viel wog.

Ich nickte das eine oder andere einfach ab, probierte dieses oder jenes auch tatsächlich aus, aber dann kam mit Sicherheit jemand, der mich aufklärte, daß ich es gerade falsch machte. Das ist ja eigentlich immer so im Leben, egal, was und wie du es machst, es findet sich stets jemand, der weiß, daß du es verkehrt anstellst. Eines Tages kam dann dieser Typ der mir plausibel erklärte, daß die letzten drei Wiederholungen, die ich mit leichterem Gewicht machte, mir nichts brachten, sondern mich nur unnötig ermüdeten. Ich fand ihn sympathisch und sagte:

- Schau mal, jeden Tag kommt jemand anders und sagt mir ich soll es so oder so machen und alle erzählen was anderes. Das ist schwierig für mich, wem soll ich denn glauben?

- Ganz einfach, sagte er, sieh dir die Leute an, die dir was raten. Fragend sah ich ihn an.

- Du siehst doch, wessen Muskeln entwickelt sind, wer Masse hat, wer Definition, wer einen Bauch, wer einfach nur Kraft und wer gar nichts. Und je nachdem, was du möchtest, hörst du halt auf die Leute, die so aussehen.

Ich glaube nicht, daß das die ganze Wahrheit ist, aber es hat mir eingeleuchtet. Und seitdem höre ich auf seinen Rat, in allen Lebensbereichen.

Da draußen sind Heerscharen von Menschen, die freigebig und ungefragt Rastschläge verteilen und man muß sie sich nur ansehen. Jemand, der es geschafft hat, seine letzten sieben Beziehungen innerhalb von einem Jahr gegen die Wand zu fahren, kann mir keine Empfehlungen geben, was meinen Umgang mit Frauen angeht.

Oder einfacher, jemand, der raucht, kann dir nicht erklären, wie man es hinkriegt aufzuhören. Jemand, der täglich vier Stunden fernsieht, kann dir nicht erzählen, was für ein Schrott dort läuft, ohne daß er an Glaubwürdigkeit verliert. Warum guckt er es dann? Jemand, der nur unter Druck arbeiten kann, kann dir nichts von Disziplin erzählen. Jemand, der ständig unglücklich ist, kann dir nicht erzählen, was du im Leben alles falsch machst. Das theoretische Wissen bringt dich nirgendwohin, sonst könnten wir alle einfach diese Glücksratgeber lesen und das wärs dann. Aber so läuft das Leben eben nicht. Zwischen wissen und leben ist ein Unterschied wie zwischen Onanie und Wirklichkeit.

Wie gesagt, es ist nicht die ganze Wahrheit, manchmal hat man von außen einen besseren Blick als von innen. Dann nehme die Fingerzeige als Gelegenheit wahr, meine Perspektive mal zu wechseln, doch ich höre nur noch dann auf Ratschläge, wenn das Leben des Menschen mir Vertrauen schenkt. Die, die es gehört, gelesen, gesehen haben, wissen nicht halb so viel, wie die, die es leben oder gelebt haben. Und es ist meist nicht schwer die einen von den anderen zu unterscheiden.

Als ich mit zwanzig anfing in einem Fitneßcenter Gewichte zu stemmen, konnte man sofort sehen, daß ich ein Neuling bei dieser Beschäftigung war. Das führte dazu, daß dauernd Männer auf mich zukamen, die mir erzählten, daß ich falsch trainierte, daß es so oder so oder so besser wäre und alles andere Quatsch. Nur widersprachen sich die Theorien der verschiedenen Leute. Und ich hatte einen ganzen Packen Bücher zum Thema gelesen und war mir sicher, daß ich besser Bescheid wußte als jeder einzelne von ihnen, auch wenn ich nicht halb so viel wog.

Ich nickte das eine oder andere einfach ab, probierte dieses oder jenes auch tatsächlich aus, aber dann kam mit Sicherheit jemand, der mich aufklärte, daß ich es gerade falsch machte. Das ist ja eigentlich immer so im Leben, egal, was und wie du es machst, es findet sich stets jemand, der weiß, daß du es verkehrt anstellst. Eines Tages kam dann dieser Typ der mir plausibel erklärte, daß die letzten drei Wiederholungen, die ich mit leichterem Gewicht machte, mir nichts brachten, sondern mich nur unnötig ermüdeten. Ich fand ihn sympathisch und sagte:

- Schau mal, jeden Tag kommt jemand anders und sagt mir ich soll es so oder so machen und alle erzählen was anderes. Das ist schwierig für mich, wem soll ich denn glauben?

- Ganz einfach, sagte er, sieh dir die Leute an, die dir was raten. Fragend sah ich ihn an.

- Du siehst doch, wessen Muskeln entwickelt sind, wer Masse hat, wer Definition, wer einen Bauch, wer einfach nur Kraft und wer gar nichts. Und je nachdem, was du möchtest, hörst du halt auf die Leute, die so aussehen.

Ich glaube nicht, daß das die ganze Wahrheit ist, aber es hat mir eingeleuchtet. Und seitdem höre ich auf seinen Rat, in allen Lebensbereichen.

Da draußen sind Heerscharen von Menschen, die freigebig und ungefragt Rastschläge verteilen und man muß sie sich nur ansehen. Jemand, der es geschafft hat, seine letzten sieben Beziehungen innerhalb von einem Jahr gegen die Wand zu fahren, kann mir keine Empfehlungen geben, was meinen Umgang mit Frauen angeht.

Oder einfacher, jemand, der raucht, kann dir nicht erklären, wie man es hinkriegt aufzuhören. Jemand, der täglich vier Stunden fernsieht, kann dir nicht erzählen, was für ein Schrott dort läuft, ohne daß er an Glaubwürdigkeit verliert. Warum guckt er es dann? Jemand, der nur unter Druck arbeiten kann, kann dir nichts von Disziplin erzählen. Jemand, der ständig unglücklich ist, kann dir nicht erzählen, was du im Leben alles falsch machst. Das theoretische Wissen bringt dich nirgendwohin, sonst könnten wir alle einfach diese Glücksratgeber lesen und das wärs dann. Aber so läuft das Leben eben nicht. Zwischen wissen und leben ist ein Unterschied wie zwischen Onanie und Wirklichkeit.

Wie gesagt, es ist nicht die ganze Wahrheit, manchmal hat man von außen einen besseren Blick als von innen. Dann nehme die Fingerzeige als Gelegenheit wahr, meine Perspektive mal zu wechseln, doch ich höre nur noch dann auf Ratschläge, wenn das Leben des Menschen mir Vertrauen schenkt. Die, die es gehört, gelesen, gesehen haben, wissen nicht halb so viel, wie die, die es leben oder gelebt haben. Und es ist meist nicht schwer die einen von den anderen zu unterscheiden.

Auch wichtig:

Ganz einfach - ist das Leben, findet Selim Özdogan

Es liegt was in der Luft - Etwas Gutes wird geschehen

Drüber reden? - Dieser Artikel wird hier im Forum diskutiert

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin

38 / 2007
ZEIT online