Jugend in der DDR
Träume?
Angeblich sind die Gedanken ja frei, die Träume erst recht. Begrenzt nur dadurch, was denk- und träumbar scheint. Ist die reale Welt klein, so ist auch die Denk- und Traumwelt nicht viel größer. Die realsozialistische Welt im Jahr 1988 war sehr klein. An ihren martialischen, stacheldrahtigen Grenzen rieben sich die meisten Träume.
André Hennig arbeitet als freier Journalist in Dresden. Er wurde 1972 in der sächsischen Kleinstadt Meißen geboren.
In meinem diffusen Berufswunschkompendium kamen deshalb Sachen wie Kapitän oder Diplomat vor. Irgendwas im Außenhandel schien damals weit attraktiver als irgendwas mit Medien. Dass größtmögliche Staatstreue und Parteizugehörigkeit der Preis dafür gewesen wären, hatte ich erfolgreich verdrängt. Das waren weitere Traumgrenzen, fast so unattraktiv wie Stacheldraht.
Neben solch problematischen Träumen gab es natürlich auch ganz harm- und zeitlose: Als xy-chromosomiertes 15-jähriges Menschenexemplar hatte natürlich auch ich vor allem die Artgenossinnen im Sinn. Vorerst blieb es allerdings beim unerfüllten Begehren. Prinzipiell hatten Träume dieser Art neben der erotischen auch eine berechnende Komponente: Die frühzeitige ergebnisorientierte Paarung verlieh einem vor den Augen der zentralen Wohnungsvergabestelle ein Minimum an Relevanz. Deswegen waren Mann und Frau in der Regel bereits mit Anfang Zwanzig stolzes Elternteil. Aber dafür bin ich 1988 zu jung gewesen.
Träume
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Zuender hat drei Zeitzeugen über ihre Jugend in der DDR befragt: Wie war das 1988?
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2006
ZEIT ONLINE