Jugend in der DDR

Drogen?

André Hennig

Im Gegensatz zu vielen anderen Dingen waren Drogen in der DDR keine Mangelware. Sie trugen so klangvolle Namen wie „Bärenblut“ und „Eselsmilch“. Dahinter verbargen sich furchtbar süße Weine, die eigentlich ungenießbar waren. Aber das wussten wir nicht, denn wir kannten es nicht anders.

André Hennig arbeitet als freier Journalist in Dresden. Er wurde 1972 in der sächsischen Kleinstadt Meißen geboren.

Im Ferienlager an der Ostsee haben wir das Zeug auch schon mal gemeinsam mit unseren Betreuern konsumiert. Nicht so sehr aus Freude am Rausch; vielmehr aus Freude am geselligen Beisammensein mit besagten Betreuern – denn die waren weiblich und gerade mal zwei Jahre älter als wir.

Auf der samstäglichen Dorfdisko reichte man Bier von zweifelhafter Qualität, das mit dem Reinheitsgebot nicht das Geringste zu tun gehabt haben dürfte. Und Gin-Tonic. Dass da wirklich Gin drin gewesen ist, bezweifle ich heute. Tonic hingegen ist verbürgt, die diesbezügliche Versorgungslage war erstaunlicherweise stabil.

Drogenkonsum dieser Art war okay, solange man nicht auf den elterlichen Teppich kotzte – was selten vorkam. Alcopops existierten damals noch nicht und Komasaufen fand nur ausnahmsweise statt. Später hat mir ein litauischer Kumpel von Hanfplantagen in der sowjetischen Steppe erzählt – was glaubhaft klang. Und ich habe von THC-Konsum in der DDR gehört, doch das betrachte ich als urbane Legende. Mein erster Joint ist mir erst 1991 untergekommen.

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46 / 2006
ZEIT ONLINE