HIPHOP

Krankenbesuch

Mit seinem ersten Album „Illmatic“ definierte Rapper Nas 1994 den Ostküsten-HipHop neu. Mit seinem neuen Werk stellt er fest: „HipHop is dead“. Das das nicht stimmt, beweist er selbst.

Von Julia Gudzent

Viel geht im HipHop nicht mehr. Hin und wieder bringen Künstler wie KanYe West oder ein Sido ein neues Album heraus, meist beschäftigen sich Rapper aber mit der Pflege ihrer Intimfeinde. Öffentlicher Streit gehört inzwischen zum HipHop wie die leichtbekleideten Frauen und die riesigen Klunker. So auch bei Nas, der sich Jay-Z als Erzfeind aussuchte. Eine Zeit lang beschimpften sich die beiden abwechselnd ganz klassisch unter der Gürtellinie. Ende letzten Jahres dann die Wende: Bei einem Konzert lagen sie sich in den Armen, Nas unterschrieb beim Jay-Z-Label Def Jam und nun rappt Jay-Z sogar auf Nas’ Track „Black Republican“.

Vielleicht ist HipHop doch noch nicht ganz tot, vielleicht liegt er nur ächzend und röchelnd im Straßengraben. Nas und sein Ex-Erzfeind Jay-Z versuchen sich jedenfalls an Mund-zu-Mund-Beatmung. Helfend herbeigeeilt sind zudem US-HipHop-Größen wie Kelis, Dr. der KanYe West und Snoop Dogg. Sie wollen dem alten, kranken Mann HipHop neues Leben einhauchen.

Vielleicht geht Nas’ Rechnung auf. Vielleicht braucht HipHop einfach etwas mehr Gemeinschaftsgefühl und weniger Aggression . Und möglicherweise schafft Nas sogar, seine neuen positiven Vibrationen zu verbreiten. Eine Offenbarung wie sein Debüt „Illmatic“ ist „HipHop is dead“ trotzdem nicht.

Nas, „HipHop is dead“ (Def Jam/Columbia)

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Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin

51 / 2006
ZEIT ONLINE