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Nicht sauber, sondern rein

In England machen Orson schon seit einiger Zeit Furore – und zwar ausnahmsweise nicht etwa Drogensucht und Rock’n’Roll-Exzesse à la Pete Doherty, sondern dadurch, dass sie es mit ihrer Debütsingle "No Tomorrow" schafften, sich innerhalb von drei Wochen bis zum ersten Platz der Charts hochzuarbeiten

Von Julia Gudzent

Orson wohnen allerdings nicht in England, sondern in Hollywood. Und genauso klingen sie: sauber, fast ein bisschen zu sauber – als wäre der Schönheitschirurg mit seinem Skalpell dran gewesen, hätte den erfolgreichsten Künstlern der Musikgeschichte die Erfolgsrezepte herausgedoktert und Orson wieder eingesetzt. Manchmal klingen die Gitarrenriffs von Orson so, als hätte man sie aus Keith Richards’ dünnen Rippchen geschnitten, manchmal erinnert Sänger Jason Pebworths Stimme extrem an Überstar Robbie Williams (so z.B. auf "Happiness"), hin und wieder – und dann auch nur ganz leicht – schlägt das Timbre um in dasjenige eines Anthony Kiedis.

"Bright Idea" liefert glatte Hits ohne Ecken und Kanten. Orson erinnern darin an die New Radicals aus den Neunzigern. Deren Songs klangen nicht nur sauber, sondern rein. Allerdings sind die New Radicals auch ein One-Hit-Wonder geblieben – bei Orson ist diese Frage noch offen. Doch die Prognose ist günstig: Mit unbeschwerten Singalongs und leicht verdaulichen Melodien bricht schließlich auch Robbie die Herzen sämtlicher Frauen.

Orson, "Bright Idea", (Mercury/Universal)

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32 / 2006
ZEIT ONLINE