Auf Reisen
Touristenfalle
Ich erkannte ihn, den Rikschafahrer, der das junge belgische Pärchen bei uns im Hostel über so einen Tisch gezogen hatte, dass es schon eine Tafel war.
Sie hatten sich auf 400 Rupien für den ganzen Tag geeinigt und am Ende des Tages hatte der Fahrer angefangen. Von dem Regen, den er nicht erwartet hatte und bei dem es so anstrengend war zu fahren, von dem Platten, den sie gehabt hatten und den er aus eigener Tasche bezahlen musste, von den langen Pausen zwischen ihren Stationen, in denen er hätte Geld verdienen können, von seiner kleinen Schwester, die so krank war, dass sie seit Tagen nichts essen konnte, davon, dass er sicherlich auch krank werden würde, nachdem ihm das Hemd auf dem Leib getrocknet war, dass das Dach seiner Rikscha ja besonders dicht sei und sie nicht nass geworden wären und noch so einiges mehr.
Die beiden gaben ihm schließlich nach mühsamen Nachverhandlungen 800. Ein junger Mann, Ire, einer mit Nasenring und einem beeindruckend kleinen Rucksack, lachte, als er das hörte und brüstete sich damit, einen einheimischen Preis bezahlt zu haben, 200 Rupien.
Handeln ist auch ein sozialer Akt, finde ich, und ich bin grundsätzlich bereit mehr zu zahlen als Einheimische. Wer mehr hat, gibt einfach mehr.
Doch ich finde nicht, dass man so ausgenommen werden sollte wie das Pärchen. Es sollte Regeln geben und Anstand, Abmachungen und Worte, die gelten.
Ich schaute dem Rikschafahrer hinterher, bereit ihn zu verteufeln. Er bremste, stieg ab und gab der blinden Bettlerin am Straßenrand einen Schein.
Ich ging auch jeden Tag an dieser obdachlosen Frau vorbei, aber ich hatte ihr bis heute nicht mal eine Münze hingeworfen.
Auch wichtig:
Kreativ
- Wo sind die Ideen, wenn sie nicht bei mir sind?
Berufswahl
- Sex macht auch nur Amateuren Spaß
Passen die Schuhe, vergisst man die Füße
- Alle Texte der Kolumne
Nach Hause
- Zuender. Das Netzmagazin
13 /
2008
ZEIT online