Russland
Die Copy/Paste-Demokratie (2)
Wollen die Russen lupenreine Demokraten sein?
Übersicht
|
1
|
2
|
3
|
4
|
5
|
6
|
7
Das Moskauer Meinungsforschungsinstitut
Levada
hat russische Bürger gefragt, ob ihr Land Demokratie brauche. 67 Prozent der Befragten antworteten mit Ja. Eine Demokratie nach westlichem Vorbild wollen aber nur 22 Prozent, 47 Prozent wünschen sich eine Demokratie mit russischem Antlitz: Das heißt, sagen Bebachter, mit einem starken Präsidenten an der Spitze, der im Zweifel eher für Sicherheit und Wohlstand sorgen soll, anstatt sich zu penibel an demokratische Regeln zu halten.
Die meisten Russen hätten kaum eine Vorstellung davon, was Demokratie ist, sagte der Leiter von Levada, Lew Gudkow in einem Interview mit der Deutschen Welle . Je nach Bildungsniveau und Informationsgrad verstehen die Russen unter Demokratie das Recht, die Macht zu kritisieren, Reisefreiheit oder sogar Chaos, Zerfall, leere Versprechen.
Die Demokratie hat ein Image-Problem. Sie ist in den Jelzin-Jahren in Verruf geraten. Demokratie=Chaos, diese Gleichung ist bei vielen im Gedächtnis hängen geblieben: der Niedergang des Sowjetimperiums, Halbierung des Lebensstandards, skrupellose Oligarchen.
Die Popularität Putins baut vor allem darauf auf, dass er die wirtschaftliche Lage stabilisiert hat. Die hohen Preise, die der Westen für russisches Öl und Gas bezahlt, haben es ihm erleichtert, den Wohlstand weiterzugeben. Die Renten sind gestiegen, die Arbeitslosigkeit ist zurückgegangen. Es haben zwar längst nicht alle vom Reichtum profitiert, doch die Hoffnung darauf keimt in vielen.
Die jüngere Generation, sagt die 26-jährige Politologin Maria Usacheva, halte sich eher an die Demokratie und orientiere sich stärker am Westen. Doch eine starke Politisierung der Jugend sei nicht zu beobachten. "Das könnte noch viel mehr sein, das braucht Zeit."
Übersicht | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7
10 /
2008
ZEIT ONLINE