SOZIALER DIENST

Wehrpflicht? Jein.

Schon seit dem Jahr 2004 fordert die Junge Union in Bayern, die Wehrpflicht in einen Pflichtdienst für Frauen und Männer umzuwandeln. Dienen sollen junge Menschen auch beim Bundesgrenzschutz, der Polizei oder in sozialen Diensten ableisten dürfen. Christian Bangel sprach mit Manfred Weber, dem Vorsitzenden der Jungen Union Bayern.

Herr Weber, die Junge Union in Bayern fordert die Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für Frauen und Männer.

Wir haben zwei Alternativen: Entweder wir führen die Dienstpflicht ein oder wir schaffen Wehrpflicht und Zivildienst ab. Wehrgerechtigkeit ist anders nicht zu erreichen. Heute werden von 440.000 Männern eines Jahrgang nicht einmal 60.000 eingezogen. 140.000 leisten Zivildienst oder andere Dienste, aber das Gros von 245.000 Männern leistet überhaupt keinen Dienst. Das ist dramatisch.

Dennoch ist der Dienst junger Menschen an der Gesellschaft sinnvoll. Und viele junge Menschen sehen es heute als persönliche Entwicklungschance, etwas für andere zu tun. Es ergibt ja auch Sinn, früh soziale Verantwortung zu übernehmen.

Ein kontroverses Argument ...

Es ist in erster Linie eine gesellschaftspolitische Frage. Die Verteidigungsfunktion hat an Bedeutung verloren, wir brauchen den Wehrdienst aber weiterhin. Schon deshalb, damit wir nicht beginnen, die Soldaten als bezahlte Dienstleister zu betrachten, die wir einfach überall hinschicken können.

Ähnlich ist es mit dem Sozialen. Jeder sollte einmal einen Beitrag für die Gesellschaft leisten müssen, um zu lernen, wie es den Älteren und Schwächeren geht. Und um sich selbst weiterzuentwickeln. Die meisten, die ein Freiwilliges Soziales Jahr geleistet haben, sagen, dass es sie persönlich weiter gebracht hat.

Wie kommt der Vorschlag bei den Frauen der Jungen Union an?

Sie haben das unterstützt. Bei uns herrschte im Grundsatz Einigkeit darüber, dass ein gerechter Dienst notwendig ist. Das Problem ist für viele eher die Vorstellung, ein wichtiges Jahr ihres Lebens herzugeben. Daher ist Flexibilität wichtig. Zum Beispiel könnte man den Dienst in Blöcken ableisten.

Die Dienstpflicht für alle hätte noch einen weiteren Vorteil: Bundeswehr und soziale Dienste müssten in einen Wettbewerb um die jungen Leute treten. Der Wehrdienst würde mit Sicherheit attraktiver werden.

Warum muss ein solcher Dienst auf Frauen ausgedehnt werden?

Bisher sind Frauen auch deswegen von der Wehrpflicht ausgenommen worden, weil ihnen zugebilligt wurde, dass sie mit der Kindererziehung bereits einen Beitrag für die Gesellschaft erbringen. Die Realität aber hat sich geändert: Viele Frauen bekommen keine Kinder mehr, viele Männer nehmen intensiver an der Erziehung teil. Ich finde es gerecht, nun auch Frauen in die Pflicht zu nehmen.

Wer geht noch zur Bundeswehr, wenn allen freisteht, wo er oder sie dient?

Ich glaube, dass es nicht weniger Wehrdienstleistende geben wird. De facto haben wir ja heute schon die Wahlfreiheit, niemand muss mehr zur Bundeswehr gehen, wenn er nicht will.

Wenn um Gerechtigkeit und Soziales geht: Warum halten Sie überhaupt am Wehrdienst fest? Es könnten doch alle ein soziales Jahr machen.

Weil die Bundeswehr kein Ort von Waffennarren und Rambos werden soll. Sie muss in der Mitte der Gesellschaft verankert bleiben. Außerdem kann auch der Wehrdienst eine wertvolle persönliche Erfahrung sein. Ich kenne viele junge Männer, die erst durch den Wehrdienst merkten, was Krieg eigentlich bedeuten würde.

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36 / 2007
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