ROCK

Verschenktes Potenzial

Überraschung aus dem Hause Saddle Creek: Statt weinerlichen Sängern wurde dieses Mal eine harte Rockband namens Ladyfinger unter Vertrag genommen. Deren Debütalbum „Heavy Hands“ könnte dem Image des Labels schaden.

Von Julia Gudzent

Ein Lady Finger kann ein Silvesterknaller sein, eine Okraschote oder ein Löffelbiscuit. Wonach sich die Band aus Omaha, Nebraska nun benannt hat, ist unklar. Ebenso unklar wie die Wahl ihrer Plattenfirma: Denn das Label Saddle Creek produziert normalerweise eher Platten von Herzschmerz-Bubis wie Conor Oberst. Ladyfinger hingegen haben sich auf ihrem Debütalbum „Heavy Hands“ voll und ganz dem Rock verschrieben. Rock im Sinne von Jesus Lizard oder Motörhead . Leider spielen Ladyfinger mehrere Klassen tiefer.

Dabei hat die Band durchaus Potenzial. Manchmal zeigt Sänger Chris Machmuller Ansätze des Stimmvolumens eines jungen Axl Rose, bricht aber jedes Mal mitten im Schrei ab. Bis zum neuneinhalb Minuten Kreischsolo muss der Sänger wohl noch eine Weile trainieren – ebenso wie seine Mitstreiter das Zusammenspiel als Band. Den Knaller haben Ladyfinger ganz bestimmt nicht gezündet.

Ladyfinger, „Heavy Hands“ (Saddle Creek / Indigo)

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50 / 2006
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