Populismus

Kriminelle Taschentücher raus!

Wenn der Wahlkampf naht, werden Politiker gerne populistisch. Was steckt dahinter? Reale Gefahr oder nur Effekthascherei? Wir haben sechs Fälle ausgesucht - urteilt selbst!

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2. Kinder statt Inder

Die CDU hatte offenbar Blut geleckt. Im nordrhein-westfälischen Landtagswahlkampf 2000 griff sie wieder ein ausländerpolitisches Vorhaben von Rot-Grün an. Die Regierung Schröder plante die Einführung einer „Green Card“ für gut ausgebildete Nicht-Deutsche, um von der Wirtschaft dringend benötigte Fachkräften nach Deutschland zu holen.

CDU-Spitzenkandidat Jürgen Rüttgers startete daraufhin die Kampagne „Kinder statt Inder“. Die Forderung: Die Regierung solle mehr in Bildung und Familie investieren, anstatt auf ausländische Expertise zu bauen. Der Subtext: Nicht noch mehr Ausländer!

Rüttgers hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass die Wirtschaft der Kampagne äußerst skeptisch gegenüber stand. Selbst der CDU-Wirtschaftsrat äußerte sich dezent ablehnend: „Wir kennen Herrn Rüttgers schon lange und wissen deshalb, dass wir nicht alles ernst nehmen müssen, was er sagt." Auch bei den Wählern erzielte Rüttgers mit seiner Stammtischpoesie nicht den erhofften Effekt: Die SPD gewann die Wahl.

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02 / 2008
ZEIT ONLINE