Reisen

Gekaufte Abenteuer

Es einen Typ Rucksacktouristen, der immer etwas verpasst. Obwohl er perfekt ausgerüstet ist.

von Selim Özdogan

Seine Jacke ist aus Goretex, sein Rucksack hat eine Schutzhülle und ein modernes ultraleichtes Gestell. Seine Blechtasse hat einen Karabinerhaken als Griff, mit den Schuhen könnte man wahrscheinlich den Himalaya besteigen, sein Handtuch läßt sich auf die Größe einer Streichholzschachtel zusammenfalten, er hat einen absolut wasserdichte Tasche für seine Digitalkamera, in der auch sein MP3 Player Platz hat, einen Kompass wasserdicht bis hundert Meter Tauchtiefe, eine Armbanduhr mit Puls-, und Höhenmesser, einen Wecker mit integrierter Taschenlampe, etwas gegen Mücken, das er Dschungeldeo nennt und eine Badehose mit der man nahtlos braun werden kann, weil das Gewebe nicht die UV-Strahlung absorbiert. So kann man auch in prüderen Ländern auf Bräunungsstreifen verzichten.

Er war schon in ganz Südamerika, Cuzco, Titicaca, Rio, Buenos Aires, Sao Paolo, Lima und tauscht sich gerne mit anderen Reisenden aus, wo sie was gesehen haben und ich welchem Hotel sie waren und wo es am billigsten ist und wo es die leckerste Pizza, die beste Lasagne und die geilsten Partys gibt.

Seine früheren Reisen haben ihn nach Vietnam, Thailand, Kambodscha, Indien geführt. Er versteht sich nicht als Tourist, er möchte das Land selber entdecken, Menschen kennenlernen, die Kultur aufsaugen, sich außerhalb der ausgetretenen Pfade bewegen, der Armut und den Gefahren ins Auge sehen.

Wenn er das Abenteuer sucht, könnte er die Wanderung doch einfach mal in Flipflops machen, wie unser Führer, schlage ich vor.

Er versteht es nicht.

Aber das würde ich wahrscheinlich auch nicht, wenn meine Ausrüstung so viel gekostet hätte, daß ich befürchte müsste, sie würde alleine weiterreisen, wenn ich selber keine Lust mehr habe.

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45 / 2008
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