Realität

Leben macht den Unterschied

Die Welt ist zu groß, um sie sich vorzustellen, schreibt Ken Yamamoto. Ich denke, er hat Recht.

Die Kolumne von Selim Özdogan

Man weiß, dass es noch einige Kontinente mehr gibt, als den auf dem man sich gerade befindet, man weiss, daß fast überall Menschen leben. Ein Leben mit allen Freuden, Sorgen, Unzulänglichkeiten, mit Mahlzeiten, wie karg oder üppig auch immer, mit Freunden, Verwandten, Geliebten, Kindern oder man schafft es auch ohne all das, sich allein zu fühlen.

Man weiß, dass woanders gerade die Sonne scheint, aber man denkt meistens nicht daran. Aber wenn man daran denkt, kann man es sich dennoch nicht vorstellen, zumindest ich nicht. Die Welt ist nur das, was ich sehe. Vielleicht existiert sie ja nur, weil ich sie sehe. Wer weiß das schon so genau.

Menschen mit sogenannten kreativen Berufen, wird ja eine große Vorstellungskraft nachgesagt, Phantasie, Schöpferkraft, wieauchimmer, der Satz hier ist ja eh eine Tautologie, ein Pleonasmus, also doppelt gemoppelt - lassen wir das.

Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit der Fähigkeit Illusionen zu erzeugen, aber ich selbst kann mir nicht mal Dinge vorstellen, die real sind.

Wenn ich im November an einem Strand hocke, vor mir das tosende Meer, rechts von mir die Palmen und der Wind scheint feuchter als deine Haut, die sich anfühlt, als würdest du sie von morgens bis abends eincremen, wenn ich so am Strand hocke, weiß ich, dass in Deutschland gerade ein ganz anderes Wetter ist. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Nicht lebendig. Wissen bringt nichts. Leben macht den Unterschied.

So gesehen, gibt es kein Entkommen.

Du bist, wo du gerade bist, und das Wissen um andere Möglichkeiten ändert nichts. Es nährt vielleicht nur Sehnsucht. Und Neid: Ich will auch in der Sonne sein. Was für einen Scheiss schreibt der da gerade?

Aber wenn du dort bist, dann ist alles andere so weit weg, dass es nicht so aussieht, als sei man dem grauen November entkommen. Dass man sich dem entzogen hatte, merkt man erst, wenn man zurück ist. Und das auch nur kurz. Wenn man flucht auf Selbstverständlichkeiten, mit denen man sonst einfach lebt. Entzogen. Nicht mehr drauf, auf dieser Droge, die wir Realität nennen, weil wir sie jeden Tag nehmen. Wenn wir eine andere Realität nehmen, sind wir halt auf der drauf. Aber raus, raus gibt es keinen Weg, da ist einfach zu viel Realität in dieser Welt, zuviel für unzählige Leben.

Man weiß, dass woanders gerade die Sonne scheint, aber man denkt meistens nicht daran. Aber wenn man daran denkt, kann man es sich dennoch nicht vorstellen, zumindest ich nicht. Die Welt ist nur das, was ich sehe. Vielleicht existiert sie ja nur, weil ich sie sehe. Wer weiß das schon so genau.

Menschen mit sogenannten kreativen Berufen, wird ja eine große Vorstellungskraft nachgesagt, Phantasie, Schöpferkraft, wieauchimmer, der Satz hier ist ja eh eine Tautologie, ein Pleonasmus, also doppelt gemoppelt - lassen wir das.

Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit der Fähigkeit Illusionen zu erzeugen, aber ich selbst kann mir nicht mal Dinge vorstellen, die real sind.

Wenn ich im November an einem Strand hocke, vor mir das tosende Meer, rechts von mir die Palmen und der Wind scheint feuchter als deine Haut, die sich anfühlt, als würdest du sie von morgens bis abends eincremen, wenn ich so am Strand hocke, weiß ich, dass in Deutschland gerade ein ganz anderes Wetter ist. Aber ich kann es mir nicht vorstellen. Nicht lebendig. Wissen bringt nichts. Leben macht den Unterschied.

So gesehen, gibt es kein Entkommen.

Du bist, wo du gerade bist, und das Wissen um andere Möglichkeiten ändert nichts. Es nährt vielleicht nur Sehnsucht. Und Neid: Ich will auch in der Sonne sein. Was für einen Scheiss schreibt der da gerade?

Aber wenn du dort bist, dann ist alles andere so weit weg, dass es nicht so aussieht, als sei man dem grauen November entkommen. Dass man sich dem entzogen hatte, merkt man erst, wenn man zurück ist. Und das auch nur kurz. Wenn man flucht auf Selbstverständlichkeiten, mit denen man sonst einfach lebt. Entzogen. Nicht mehr drauf, auf dieser Droge, die wir Realität nennen, weil wir sie jeden Tag nehmen. Wenn wir eine andere Realität nehmen, sind wir halt auf der drauf. Aber raus, raus gibt es keinen Weg, da ist einfach zu viel Realität in dieser Welt, zuviel für unzählige Leben.

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47 / 2007
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