Bücher schreiben
Mein Name
Habt ihr euch auch einen gemacht, einen Namen? Als DJ oder Tütenbauer vielleicht? Ich auch, nur in meinem Fachgebiet ist das leider nichts wert.
Aus verschiedenen Gründen, die nicht hierher gehören, habe ich mich vor längerer Zeit entschieden mir einen neuen Verlag zu suchen. Ende letzten Jahres war dann ein Roman von fast 400 Seiten so weit fertig, dass ich ihn aus der Hand geben wollte. Zunächst habe ich ihn einigen Verlagen geschickt, in denen ich um eine Ecke einen Lektor oder gar Programmleiter kannte. Der eine oder andere Kollege hat sich als Fürsprecher betätigt. Hat nichts gebracht.
Dann habe ich angefangen, mich selbst nach Verlagen umzusehen. Hab hier und da geguckt und dann eine Mail geschrieben: Hallo, mein Name ist Selim Özdogan, ich habe in den letzten Jahren so einige Titel bei der Aufbau Verlagsgruppe veröffentlicht und bin gerade auf der Suche nach einem neuen Verlag. Hier liegt ein Romanmanuskript, wenn Sie vielleicht mal reinschauen möchten ... Mit freundlichen Grüßen.
Die Antworten waren durchweg positiv: Wir kennen Sie natürlich, schicken Sie uns doch das Manuskript, gerne auch per Mail.
Es ist unüblich, Manuskripte per Mail zu verschicken. Die meisten Verlage weisen ausdrücklich darauf hin, dass sie Einsendugen per Mail oder CD oder ähnlichem nicht berücksichtigen können. Und "wir kennen Sie" hört man natürlich auch gern.
Toll, habe ich gedacht, ich habe mir in den letzten zwölf Jahren einen Namen gemacht in diesem Geschäft.
Die Antworten waren positiv, die Reaktionen einige Wochen später nicht so: Wir haben den Text hier im Lektorat geprüft, konnten uns aber leider nicht dafür entscheiden, das Buchprojekt in unser Programm aufzunehmen.
Oder auch etwas persönlicher, detaillierter und freundlicher: Das ist sicher gebaut und originell, aber es setzt eben ganz auf die eine einzelne Idee, aus der es sich entwickelt und der es folgt - darin scheint mir auch eine Gefahr dieses Ansatzes zu liegen. Ich muss um Verständnis bitten, wenn wir Ihnen hier kein Angebot machen können.
Absage folgt auf Absage.
Ich habe mir einen Namen gemacht. Und was jetzt kommt, ist keine Beschwerde, sondern eine Feststellung: Der Name ist nichts wert.
An den meisten Tagen kann ich darüber lachen. Und den anderen Tagen sollte man eh nicht zuviel Bedeutung beimessen.
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12 /
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