Luxus
Trödeln und Lächeln
Einfach nichts zu wollen ist gar nicht schlimm. Es tut manchmal sogar gut.
- Ich habe Freitag nachmittag frei, sagte Markus.
- Lass uns zu Ikea fahren, sagte ich aus einer Laune heraus.
Drei Tage später saßen wir im Auto und haben uns unsere Woche erzählt. Feierabendverkehr? War uns egal. Zwei Freunde die reden und fahren.
Voll bei Ikea? War uns auch egal. Wir brauchten ja nichts, wir waren nur zum Zeitvertreib da.
Mir ist klar, dass nicht jeder so viel Zeit hat, aber ich kann es nur empfehlen: Zu Ikea fahren und nichts brauchen. Noch nie bin ich so gut gelaunt und entspannt durch diese Gänge geschlendert. Es ist, als würde einem die ganze Welt gehören. Und mit einem Freund an deiner Seite, gehört sie dir gleich zweimal. Manchmal glaube ich, ohne Markus wäre mein Leben nur die Hälfte.
Wahrscheinlich funktioniert das auch bei anderen Sachen: Beim Arzt ins Wartezimmer, obwohl man nicht krank ist. Ins Fitnesstudio und einfach mal nicht trainieren. Ein Bier bestellen und nicht trinken. Zum Einwohnermeldeamt und keine Nummer ziehen. Samstag abends nur in die Videothek gehen, um sich die Leute anzugucken, die sich für keinen Film entscheiden können.
Einfach einen Ort aufsuchen, an dem man sich sonst nie richtig entspannen kann und dann trödeln und lächeln.
Vielleicht wäre die Geschichte schöner, wenn wir nichts gekauft hätten. Aber ich habe mir eine Schüssel gekauft und wir beide uns Kerzen. Unser Besuch hat über zwei Stunden gedauert und wir haben an der Kasse 16 Euro bezahlt. Viel teurer wäre ein Kinobesuch auch nicht gewesen. Aber lange nicht so schön.
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07 /
2007
ZEIT online