Beziehungen
Liebeslieder
Wenn ich die Songs von Bob Marley höre, komme ich mir vor wie ein Schmalspurliebhaber. Ich muss mehr Hingabe lernen – oder?
Die Bösen werden nicht siegen, die Gier wird sie ins Verderben stürzen. Wir sind Diener des einen Herrn, die sich von seinem Licht leiten lassen und ein rechtschaffenes Leben führen wollen. Wir beten um Schutz und Geleit und vertrauen. Wir vertrauen darauf, dass der Herr für uns sorgen wird, solange wir uns seiner Obhut anheim geben. Während die anderen mit Waffen, Geld, Neid, Zorn und Frust hantieren und nie Frieden finden.
Es gibt Zeiten, in denen bin ich empfänglich für derlei Botschaften in Reggaesongs. Du kannst auch gerne Phrase dazu sagen.
Dann und wann, sind mir diese Lieder eine Wand, an die mich lehnen kann. Ich blicke auf zu den Sängern, die anscheinend das leben, was sie da singen.
Und genauso beeindruckt bin ich manchmal von den Liebesliedern, die sie singen. Seine Frau Königin nennen, sie ehren, ihre Liebe preisen, die einem ein Licht im Dunkel ist und um die umfassende Kraft des Weiblichen wissen. Bei so viel Gefühl komme ich mir schon mal vor wie ein Schmalspurliebhaber, der Hingabe nur vortäuscht. Was mich nicht unbedingt stört, ich habe gerne etwas, wo ich hinstreben kann.
Aber das geht den Sängern möglicherweise auch so. Einen habe ich kennengelernt. Und die Probleme mitbekommen, die er mit seiner Frau hatte, der er so wunderbare Stücke gewidmet hat. Oder man liest Rita Marleys Biografie und fragt sich, wie ein Mann, der solche Stücke geschrieben hat wie er, seine Frau so behandeln kann.
Diese Erkenntnis ist wohl auch ein Allgemeinplatz: Es ist leichter Liebeslieder zu schreiben, als eine Beziehung zu führen.
Und ich glaube, es ist verdammt schwer Liebeslieder zu schreiben.
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52 /
2006
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