Markus
Kavkas Elektrische Zahnbürste
Markus Kavka putzt sich und denkt nach. Heute: Über Religion und was sie mit Fußball zu tun hat
Bruder Paulus, der so genannte "Medienmönch", hat in diesen Tagen mal wieder ein Buch veröffentlicht. Titel: "Play & Pray". Das Werk versteht sich als Gebetbuch zur WM 2006, und so haben außer einigen katholischen wie evangelischen Glaubensbrüdern sowie etlichen Amateurkickern z.B. auch Kevin Kuranyi und Bastian Schweinsteiger - beide sind bekanntermaßen gläubige Katholiken - ein Gebetchen beigesteuert. Im internationalen Fußball ist es ja auch längst ein allseits bekanntes Bild, wenn vor allem Spieler südamerikanischer Herkunft sich beim Torjubel das Trikot über den Kopf ziehen und darunter ein "Jesus Loves You"-T-Shirt freilegen.
Das alles erinnert mich ein bisschen an meine Jugend, in der ich mit Leib und Seele Ministrant und gleichzeitig Fußballer war - was auf dem Land in Bayern ja auch gut Hand in Hand gehen kann. Immer, bevor unsere Ministrantenmannschaft ein Spiel hatte, kam Kaplan Rainer mit einem Kübel Weihwasser an den Spielfeldrand, und dann gab es für die Christenkicker erst mal eine Ladung Heiligkeit in die Fresse. Kann ja nie schaden. Und so war ich zwischen Kirchenschiff und Umkleidekabine mit mir im Reinen, wählte schließlich noch Religion als mündliches Abifach und wenn’s nach meiner Mutter gegangen wäre, hätte ich auch noch Theologie studiert und wäre Priester oder Religionslehrer geworden. Aber kaum war ich aus dem behüteten Dorf raus, suchten mich großstädtische Ablenkungen aller Art heim. Irgendwann in dieser Zeit muss auch Gott für mich verloren gegangen sein. Zuerst waren es nur Vorbehalte gegenüber der Katholischen Kirche als Institution, später fand ich dann einige Sachen richtig doof, die der Papst so von sich gab, schließlich kam mir auch der Glaube an sich abhanden, und zwar so gänzlich. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer dass ich mich zunehmend für andere Religionen, vor allem Buddhismus interessiere, ohne aber jetzt behaupten zu können, da auch nur annähernd eine neue spirituelle Heimat gefunden zu haben. Der "Wir sind Papst"-Hype, die Weltjugendtagsparty in Köln, das Benedikt-XVI-Poster in der "Bravo" - das alles ging mir ziemlich am Arsch vorbei.
Schade. Irgendwie hatte die Präsenz von Gott bzw. Spiritualität in meinem Leben stets etwas tröstliches. Etwas, das mir die Angst vor Verlust und Tod weitestgehend nahm und mich jeden Tag wie ein Geschenk betrachten ließ. Jetzt fühlt sich alles so an, als würde ich mir die Tage kaufen, wofür ich natürlich auch einen Gegenwert erwarte, aber auch akzeptiere, dass es vorbei ist, wenn ich mir das Ganze nicht mehr leisten kann. Fußball ist immer noch sehr gegenwärtig in meinem Leben, erst gestern wurde wieder Champions-League geglotzt. Da hat auch Benfica Lissabon gespielt, und mir ist wieder eingefallen, dass ich, als ich vor drei Wochen bei den MTV Awards in Lissabon war, in einer Kirche ein Kerzlein für meine Eltern anzündete. So wie ich das immer mache, wenn ich auf Reisen bin.
Kann mir das jetzt jemand mal erklären?
Bruder Paulus, der so genannte "Medienmönch", hat in diesen Tagen mal wieder ein Buch veröffentlicht. Titel: "Play & Pray". Das Werk versteht sich als Gebetbuch zur WM 2006, und so haben außer einigen katholischen wie evangelischen Glaubensbrüdern sowie etlichen Amateurkickern z.B. auch Kevin Kuranyi und Bastian Schweinsteiger - beide sind bekanntermaßen gläubige Katholiken - ein Gebetchen beigesteuert. Im internationalen Fußball ist es ja auch längst ein allseits bekanntes Bild, wenn vor allem Spieler südamerikanischer Herkunft sich beim Torjubel das Trikot über den Kopf ziehen und darunter ein "Jesus Loves You"-T-Shirt freilegen.
Das alles erinnert mich ein bisschen an meine Jugend, in der ich mit Leib und Seele Ministrant und gleichzeitig Fußballer war - was auf dem Land in Bayern ja auch gut Hand in Hand gehen kann. Immer, bevor unsere Ministrantenmannschaft ein Spiel hatte, kam Kaplan Rainer mit einem Kübel Weihwasser an den Spielfeldrand, und dann gab es für die Christenkicker erst mal eine Ladung Heiligkeit in die Fresse. Kann ja nie schaden. Und so war ich zwischen Kirchenschiff und Umkleidekabine mit mir im Reinen, wählte schließlich noch Religion als mündliches Abifach und wenn’s nach meiner Mutter gegangen wäre, hätte ich auch noch Theologie studiert und wäre Priester oder Religionslehrer geworden. Aber kaum war ich aus dem behüteten Dorf raus, suchten mich großstädtische Ablenkungen aller Art heim. Irgendwann in dieser Zeit muss auch Gott für mich verloren gegangen sein. Zuerst waren es nur Vorbehalte gegenüber der Katholischen Kirche als Institution, später fand ich dann einige Sachen richtig doof, die der Papst so von sich gab, schließlich kam mir auch der Glaube an sich abhanden, und zwar so gänzlich. Daran hat sich bis heute nichts geändert, außer dass ich mich zunehmend für andere Religionen, vor allem Buddhismus interessiere, ohne aber jetzt behaupten zu können, da auch nur annähernd eine neue spirituelle Heimat gefunden zu haben. Der "Wir sind Papst"-Hype, die Weltjugendtagsparty in Köln, das Benedikt-XVI-Poster in der "Bravo" - das alles ging mir ziemlich am Arsch vorbei.
Schade. Irgendwie hatte die Präsenz von Gott bzw. Spiritualität in meinem Leben stets etwas tröstliches. Etwas, das mir die Angst vor Verlust und Tod weitestgehend nahm und mich jeden Tag wie ein Geschenk betrachten ließ. Jetzt fühlt sich alles so an, als würde ich mir die Tage kaufen, wofür ich natürlich auch einen Gegenwert erwarte, aber auch akzeptiere, dass es vorbei ist, wenn ich mir das Ganze nicht mehr leisten kann. Fußball ist immer noch sehr gegenwärtig in meinem Leben, erst gestern wurde wieder Champions-League geglotzt. Da hat auch Benfica Lissabon gespielt, und mir ist wieder eingefallen, dass ich, als ich vor drei Wochen bei den MTV Awards in Lissabon war, in einer Kirche ein Kerzlein für meine Eltern anzündete. So wie ich das immer mache, wenn ich auf Reisen bin.
Kann mir das jetzt jemand mal erklären?
47 /
2005
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