Selim Özdogan
Was arbeiten Leute, die mit Drogen zu tun haben?
Warum wirkt Spice, wie es wirkt? Und warum wusste unsere Drogenbeauftragte so wenig davon?
Was arbeiten Leute, die mit Drogen zu tun haben?
Swim arbeitet schon seit zehn Jahren in einem großen Finanzberatungsunternehmen, mittlerweile ist er Leiter einer Abteilung und seine Chefs sind weitgehend zufrieden mit ihm. Wenn Swim abends nach Hause kommt, dreht er sich in der Regel als erstes einen Joint. Einen weiteren nach dem Abendessen und oftmals nicht der letzte. Am Wochenende raucht er mehr.
Er ist aktives Mitglied in drei verschiedenen Drogenforen im Internet und es ist ihm bewußt, daß er in seinem Unternehmen viel mehr als nur Abteilungsleiter sein könnte, wenn er drogenfrei leben würde und nicht so oft künstlich zufrieden wäre. Doch er denkt sich immer: Wofür? Das Geld reicht für alle seine Bedürfnisse und mehr Verantwortung und mehr Stress möchte er gar nicht.
2007 hat Swim in einem Onlineshop Spice entdeckt und es seitdem öfter geraucht. Als Abwechslung und auch als legale Alternative zu dem Gras, das er sonst konsumiert. In den Foren hat er sich mit anderen Mitgliedern darüber ausgetauscht und die gewohnheitsmäßigen Kiffer, die schon alle anderen legalen Kräuter durchprobiert hatten, waren sich einig, daß die Wirkung nicht allein auf die Pflanzenteile zurückzuführen sein konnte. Spätestens als die ersten Wagemutigen sich Tees machten und dann über 24 Stunden dicht waren, war klar, daß es hier noch einen Zusatzstoff geben muß.
Als Spice dann durch die Berichterstattung in den Medien richtig populär wurde, saß Swim öfter abends bekifft am Rechner und suchte gezielt nach Informationen im Netz. Anfang November 2008 hatte er schon einige Stunden damit verbracht und zählte eins und eins zusammen, was sogar in seinem drogengeschädigten Schädel zwei ergab. Es gab einen synthethischen Stoff, der kaum bekannt und noch legal war. Die Untersuchungen bis dahin hatten ergeben, daß es Lösungsmittel in Spice gab. Naheliegend, daß der Stoff auf die Pflanzenteile aufgetragen wurde. Etwa sechs Wochen später bestätigte ein Laborbefund Swims Vermutungen.
Die Frage, die sich stellt: Was hat die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing in der ganzen Zeit getan, deren Job es ist, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen?
4 /
2009
ZEIT ONLINE