Yes We Can

Ich bin Bharath Obama!

Interviews mit Barack Obama sind derzeit schwer zu bekommen. Wir haben stattdessen mit Bharath gesprochen, Obamas 9-jährigem Doppelgänger aus Bangalore. Hier stellt er sein Wahlprogramm vor: Fabriken ohne Schornsteine bauen und im Terrorkampf die First Lady vorschicken.

Fragen von Suparna Gupta

Zuender: Bharath, wie fühlt es sich an, auf einer Schule in Indien die vierte Klasse zu besuchen und wie Barack Obama auszusehen?

Bharath: Furchtbar. Es gibt soviel zu erledigen, und nach den letzten sechs Jahren muss soviel geändert werden...

Zuender: Dir ist aber schon klar, dass du nicht wirklich Barack Obama bist?

Bharath: Ich weiß. Sonst müsste ich lange, langweilige Meetings besuchen...

Zuender: Wärst du gerne Präsident?

Bharath: Der von Indien schon, aber nicht der von Amerika. Ich mag das indische Volk. Ich möchte für meine Eltern sorgen. Außerdem haben wir in Indien die besten Feste, zum Beispiel das Lichterfest Diwali. Und ich essen gerne indischens Hühnchen.

Zuender: Fändest du es nicht interessant, im Weißen Haus zu leben?

Bharath: Was ist das Weiße Haus?

Zuender: Dort lebt bald Barack Obama mit seiner Familie. Viele wichtige Leute werden ihn dort besuchen.

Bharat: Und es ist weiß?

Zuender: Ja. Wäre das was für dich?

Bharat: Ja! Ich würde gerne dort leben! Statt raus zu müssen, könnte ich einfach die Treppen heruntersteigen und wichtige Leute treffen. Außerdem gäbe es genug Platz für alle. Und alles was ich brauche, würde ich im Weißen Haus bekommen. Ich müsste dort nicht die ganze Arbeit machen. Ich könnte einfach im Bett liegen und schlafen. Ich bin auch im Internat immer der letzte, der morgens aufsteht.

Zuender: Du bist also faul!

Bharath: Nein!

Zuender: Was würdest du mit deiner präsidialen Verfügungsgewalt denn so anstellen?

Bharath: Ich würde Fabriken bauen. Ich würde mich freuen, ein mächtiger Mann zu sein, denn dann kann ich den ganzen Staat regieren und viele Menschen werden mich mögen und wählen. Ich würde dafür sorgen, dass es ihnen Spaß macht, das zu tun, was ich von ihnen fordere. Ich würde den Reichen Geld wegnehmen und es den Armen geben. Und ich würde mehr Wasser einkaufen. Wir haben zurzeit nicht genug Wasser und Elektrizität.

Zuender: Würden die Fabriken nicht sehr viel Umweltverschmutzung verursachen?

Bharath: Ich würde die Schornsteine zumauern.

Zuender: Wie sähe dein Programm zur Terrorimusbekämpfung aus?

Bharath: Ich hätte ein bisschen Angst. Ich würde andere Leute vorschicken.

Zuender: Das ist dein Programm.

Bharath: Ja! Fabriken bauen, Terroristen ins Gefängnis schmeißen. Ich werde einfach den Sicherheitsleuten sagen, dass sie die Terroristen fangen sollen. Ich würde Spiderman losschicken, um sie zu fangen.

Zuender: Gibt es Spiderman wirklich?

Bharath: Nein! Aber ich würde die Terroristen mit Spinnen bewerfen.

Zuender: Wenn du Präsident wärst, was für eine Frau würdest du dir suchen?

Bharat: Eine starke. Sie müsste stark sein und Karate können.

Zuender: Karate?

Bharat: Ja, damit sie die Terroristen bekämpfen kann.

Zuender: Sollten Indien und die Vereinigten Staaten Freunde sein?

Bharath: Ja. Ich möchte, dass Indien bedeutend ist. Das Verhältnis muss harmonisch sein.

Zuender: Was unterscheidet dich von Barack Obama?

Bharath: Er sieht genauso aus wie ich, aber er ist jemand anderes. Außerdem will er Präsident werden und ich Tierarzt. Ich mag es, Tiere gesund zu machen.

Zuender: Was hältst du von ihm?

Bharat: Manchmal bewundere ich ihn, manchmal aber auch nicht.

Zuender: Würdest du ihn gerne mal treffen?

Bharath: Nö. Der Weg ist so weit. Ich müsste dafür so viel reisen und die Sicherheitsleute würden mir wahrscheinlich Angst machen.

Zuender: Gibt es etwas, dass du den Lesern dieses Interviews und den Kindern in aller Welt mitgeben möchtest?

Bharath: Seid friedlich, lernt brav, glaubt an euch selbst. Und: werdet keine schlechten Menschen!

Nach dem Gespräch erkundigte sich Bharath, ob das Interview auch im Fernsehen ausgestrahlt werden würde (er wollte, dass auch seine Eltern es sehen können). Leider besitzen wir keinen eigenen Fernsehsender, aber hier und hier sind Auszüge des Interviews auf YouTube zu sehen.

Von der Bitte um Wahlkampfmittel sieht Bharath derzeit noch ab, bittet aber um eine Spende für seine Schule. Er besucht das Shanti Bhavan Children’s Project, das Kinder der sogenannten Unberührbaren, der niedrigsten indischen Kaste, unterrichtet.

52 / 2008
ZEIT ONLINE