Schulsport
Ein schöner Tag
Stundenlang auf staubigen Sportplätzen stehen und auf das Kommando zum Loslaufen warten. Das ist nicht die Leichtathletik-WM in Osaka, das ist Schulsport!
Sommer, Sonne, Splitt und Schweiß. Das jährliche Schulsportfest ist das
Kinderstübchen aller Sportwettkämpfe. Und bei den Bundesjugendspielen
entscheidet sich einmal im Jahr, wer in Sachen Sport die Spreu ist, und
wer der Weizen. In Einzelwettkämpfen sehen die Leichtatlethik-Karolins
toll aus, die Mathe-Maltes hingegen lassen sich lieber gleich
entschuldigen. Spiel, Spaß und Sport kommen hier selten zusammen. Eher
spürt man den Ernst des Einzelkämpferlebens, wenn man im Sprint einfach
immer langsamer startet als die anderen, wenn die Extraweitspringer und
Besondersgutwerfer ihre Ehrenurkunden herumreichen.
Nun soll das Klassensystem der Teilnehmer-, Sieger- und Ehrenurkunde
aufgehoben werden. Ihr Traumapotential verlieren die Bundesjugendspiele
dadurch nicht. Ein Tag auf dem Sportplatz kann viel roten Staub
aufwirbeln. Neun Autoren erinnern sich:
Ich in der Mitte –
Wenn man nicht den Ehrgeiz für Wettbewerbe hat, dann sind Bundesjugendspiele vorallem eines: langweilig.
Von Nina Reinhard
„Lauf, Franziska, Lauf!“ –
Bei den Bundesjugendspielen kämpft jeder Schüler allein um Höchstleistungen? Stimmt nicht. Alle kämpfen für die Flucht.
Von Franziska Schwarz
Sportstreber! –
Nie war ich so gut wie auf dem Sportplatz, die Bundesjugendspiele waren mein Fest. Bis zum schwarzen Tag der „Chancengleichheit“.
Von Katharina Kehl
Brillenschlangen Demütigen '86 –
In der DDR hießen die Bundesjugendspiele „Sportfest“. Warum, das ist mir nie klar geworden.
Von Sven Wegner
„Dem Kind tut das Knie weh“ –
Ich wusste bisher nicht, dass es außer Siegerurkunden auch Ehrenurkunden gab. Wahrscheinlich, weil ich mich immer mit einem Trick aus der Affäre zog.
Von Lenja Rietmann
Wenn der Schlagball eine Handgranate wär –
dann wäre ich längst tot.
Von Mathias Richel (Sohn eines geförderten Sportschülers und Spartakiadesiegers der DDR im Gewichtheben)
Die Teilnehmerurkunde –
war nur der Beweis für Mutti. Ich war da, aber nicht dabei.
Von Julia Reinecke
Ein schöner Tag –
Die Ehrenurkunde habe ich nie bekommen. Die bekamen die Popper. Dafür fühlte ich mich wie ein Star.
Von Almut Steinecke
Quäl dich –
Um bei den Bundesjugendspielen die Ehrenurkunde für den Sprint abzustauben, muss man fit sein. Und viel trinken.
Von Eva Achinger
Und Ihr so? –
Sportskanone oder Staub geschluckt? Erzählt Eure Geschichte im Forum
35 /
2007
ZEIT ONLINE