Fremdgehen
Von verbotenen Früchten naschen
Fremdgänger sind Arschlöcher und Egoisten. Johannes K. war auch mal eins.
Fremdgehen lässt sich moralisch nicht rechtfertigen. Fremdgehen ist Betrug an einem Menschen, den man mag. Und Betrug ist verwerflich. Deshalb sollte sich jeder Fremdgeher damit abfinden, dass er ein Arschloch ist. Das ist nicht zynisch gemeint. Betrüger stehen am Rand der Gesellschaft. Zu Recht. Ich spreche aus Erfahrung.
Und jetzt kommt das Aber: Wir alle wünschen uns den Partner, den wir nach fünf Jahren immer noch sexy finden, obwohl wir seine ungewaschene Unterhose im Bad rum liegen gesehen haben. Dessen Körper trotz Hüftspeck noch immer einen unwiderstehlichen Reiz auf uns ausübt. Dessen Art, das Frühstücksei zu essen, uns auch am 267. gemeinsamen Wochenende noch fasziniert.
Den gibt es aber nicht. Lieben ist kein Ponyhof. Wer treu sein will, braucht Scheuklappen. Wer fremdgehen will, braucht dagegen nur offene Augen – und Entschlossenheit. Die schlimmsten Fremdgeher sind nämlich die, die am nächsten Tag den Kniefall machen und „Ich liebe nur Dich“ stammeln. Damit ist niemandem geholfen. Außer dem Betrüger, der auf Absolution hofft, um damit sein Gewissen zu reinigen. Ein solcher Es-tut-mir-leid-Fremdgeher betrügt gleich zwei Menschen: seinen Partner und sich selbst. Er handelt egoistisch, weil er das Vergnügen und die anschließende Vergebung will.
Aber die kann es nicht geben. Fremdgehen ist immer verletzend für den Betrogenen. Der Betrug zerstört Vertrauen. Alles, was danach folgt, ist harte Wiederaufbauarbeit. Kein Einbrecher geht nach der Tat zur Polizei, um sich selbst anzuzeigen. Wer mit seinem schlechten Gewissen nicht klar kommt, sollte lieber sauber bleiben.
Wer die Nerven dazu hat, über das Fremdgehen zu schweigen, kommt in den Genuss verbotener Früchte. Die schmecken zwar nie besser als das, was im heimischen Garten wächst. Dafür weiß man danach wieder, weshalb man trotz Hüftspeck, komischer Frühstücks-Marotten und trocknender Unterwäsche mit diesem Menschen die letzten fünf Jahre verbracht hat. Ein Arschloch bleibt man trotzdem.
Wer die Nerven dazu hat, über das Fremdgehen zu schweigen, kommt in den Genuss verbotener Früchte. Die schmecken zwar nie besser als das, was im heimischen Garten wächst. Dafür weiß man danach wieder, weshalb man trotz Hüftspeck, komischer Frühstücks-Marotten und trocknender Unterwäsche mit diesem Menschen die letzten fünf Jahre verbracht hat. Ein Arschloch bleibt man trotzdem.
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99 /
2007
ZEIT ONLINE