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MEDIEN

Seid nett aufeinander

TEIL 2

Seitdem waren die Nachrichten auf Rekordjagd. Im Januar 1970 lag die Auflage bei 800.000 Exemplaren. „Wir haben damals eine Lücke gefüllt, etwas wie uns gab es ja höchstens in Dänemark“, blickt Günter Zint zurück.

Das Verhältnis zu den Behörden blieb gespannt. Im Februar 1970 drohte eine dauerhafte Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften in Bonn. Damit hätte das Blatt nur noch unter dem Ladentisch verkauft werden können. Rosenberg hat eine Idee. Tageszeitungen durften nach dem Presserecht nicht dauerhaft indiziert werden. Warum sollte es also nicht eine Tagesausgabe geben. Und warum sollte die dann nicht politisch sein?

Gesagt, getan. Während die wöchentliche Ausgabe mit dem Heiratsmarkt auf eine Rekordauflage von 1,2 Millionen zusteuerte, arbeiteten jetzt linke Autoren für den täglich erscheinenden Ableger. Henryk M. Broder und Günter Wallraff schrieben gegen den Vietnamkrieg, Kapitalismus und die Bundesregierung. Stefan Aust, der heutige SPIEGEL -Chefredakteur, schrieb mit Horst Tomayer die Kolumne „Hein & Fietje“. "Am Freitag abend hat man mich gefragt, ob ich ab Montag eine Zeitung machen könnte. Das tat ich gern", sagt Stefan Aust dem Zuender.

Günter Zint erinnert sich: „Wir bekamen unglaublich viel Geld in Briefumschlägen, für die Inserate, das kam alles in einen großen Topf. Wer was brauchte, hat sich's genommen.“ Angeblich bekamen die Redakteure monatlich bis zu 5.000 Mark auf die Hand. Die Ausstattung war auf dem allerneuesten Stand, Kugelkopfschreibmaschinen für zehntausend Mark wurden angeschafft. Ansonsten ging es locker zu. Die Nachrichten „wurden mit mehr Rotwein als Druckerschwärze produziert“, sagt Zint. Viel wichtiger war aber: Anders als bei den großen Verlagen konnten die Journalisten bei Rosenberg und Zint schreiben, was sie wollten. "Die Zeitung war damals eine Mischung aus Hamburger Morgenpost und taz " sagt Aust.

Danach ging es bergab. Im Juli 1970 wird die Hamburger Tagesausgabe eingestellt. Die Druckerei hatte kalte Füße bekommen, weil noch immer die Indizierung drohte. Das Blatt kehrte zurück zu Heiratsmarkt und nackten Durchschnittskörpern, die politischen Journalisten schrieben nicht mehr. Für sie war in einer normalen Sexzeitschrift kein Platz mehr. Günter Zint, der einstige Gründer, verkaufte den Verlag an seinen Kumpel Helmut Rosenberg. Dem war allerdings kein Erfolg mehr beschieden. Inzwischen hatten auch andere, größere Verlage bemerkt, dass man mit freigelegtem Fleisch eine Menge Geld verdienen kann. Neue Erotikmagazine wie Praline machten den Nachrichten Konkurrenz. 1981 musste Helmut Rosenberg Konkurs anmelden, mit 600.000 Mark Schulden und nur noch 34.000 verkauften Heften. Ende 1985 starb er an Magenkrebs. Er wurde nur 49 Jahre alt.

Auch was mit Medien:

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