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Medien

Das hat der Punk gemacht

TEIL 2

Dass sie unterhaltsam und informativ sind, die Leser unterhalten und aufklären. Es gibt ein paar Themen, an denen wir uns bei der Intro abarbeiten. Popfeminismus, die Sexismusdebatte im HipHop zum Beispiel. Uns ist wichtig, das immer wieder zu kritisieren und bei einer neuen Platte von Snoop Doggy Dog auch darüber zu sprechen, dass man es nicht gut findet, wie er sich gibt und dass er an einer Pornofirma beteiligt ist. Auch wenn das inzwischen ermüdend ist.

Liest man die Plattenkritiken in der Intro und anderen Musikzeitschriften, sind die nicht immer verständlich.

Natürlich haben unsere Autoren einen gewissen Anspruch an ihre Schreibe. Das Feuilleton der Zeit hat ja auch einen Anspruch, der gewisse Leser ausschließt. Das macht es für die anderen erst reizvoll.

Man schreibt also nicht für alle, sondern nur für die, die bereits ein bestimmtes Wissen mitbringen.

Ja, klar. Subkultur war ja nie das Versprechen, dass man die Tür aufmacht und alles versteht. Man muss sich hineinbegeben und daran arbeiten, es zu verstehen. Das ist überall im Leben so. Wenn ich ein Jahr lang außer Landes bin und dann zurückkehre, brauche ich auch eine Weile, bevor ich mich im Politikteil der Süddeutschen wieder zurechtfinde.

Und warum sind viele Kritiker in ihrer Meinung so absolut, anstatt die Leser eine eigene Meinung bilden zu lassen?

Diese Selbsternennung steht in der Tradition des Punk. So, wie man sich herausgenommen hat, Gitarre zu spielen, obwohl man am Anfang nur einen Akkord konnte, nimmt man sich heraus, seine Meinung an oberste Stelle zu setzen. Man muss aber auch sehen, um welche Themen es dabei geht. Viel öfter wird mal Luft abgelassen, als Allgemeingültigkeit für die eigene Aussage beansprucht. Hier läuft keiner mit rausgestreckter Brust herum und sagt: Mensch, jetzt habe ich der Popwelt gezeigt, wo der Hammer hängt.

Ist die Intro politisch?

Rein politische Reportagen findest du in der Intro selten. Dazu haben wir weder den Platz noch die richtigen Autoren. Ich spreche jetzt von Außenpolitik, innenpolitische Aspekte findet sich hier und da schon. Und im Jahresrückblick versuchen wir allem gerecht zu werden, so haben wir dieses Jahr beispielsweise einen ausführlichen Artikel über Beirut mit drin, in dem es sowohl um die kriegerische Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Libanon geht als auch um die Bedingungen für kulturelle Arbeit in Beirut vor, während und nach dem Angriff der Israelis.
Wir versuchen generell, Bands auf politische Themen anzusprechen, die gerade wichtig sind. Ein Beispiel ist da George W. Bush. Seit er amerikanischer Präsident ist, ist das ein wichtiges Thema im Gespräch mit US-amerikanischen Bands geworden. Außerdem legen wir Wert darauf, Bands vorzustellen, die von sich aus eine politische Einstellung haben. Bands wie Fugazi , die sich für Vegetarismus einsetzen, die auf Benefizveranstaltungen spielen, die zu jedem tagespolitischen Thema ansprechbar sind.

Du thematisierst selbst in deinen Texten die Beschränkungen, denen man als Musikjournalist heutzutage unterworfen ist – knappe Interviewtermine zum Beispiel oder die paranoide Musikindustrie. Ist unabhängiger Musikjournalismus überhaupt noch möglich?

Möglich auf jeden Fall. Die Frage ist, ob er noch erwünscht ist. Der Niedergang von Zeitschriften wie der Spex ist für mich ein Indiz dafür, dass immer weniger Leser Wert darauf legen. Wir berichten kritisch, aber wenn wir es nicht täten, würde es vermutlich gar nicht so viele tangieren. Aber ich bin auch optimistisch, dass sich das wieder ändern wird, wenn wir nur dran bleiben und den energischen, engagierten, politisch unterfütterten Kulturjournalismus einladend und voller Emotionen an die Leute heranbringen.

Wie kritisch kann man sein, wenn man wie ihr in hohem Maße auf Werbeeinnahmen angewiesen ist?

Es ist wichtig zu sehen, wo die Anzeigen herkommen. Als ich bei der Intro im Jahr 2000 angefangen habe, hatten wir über 60 Prozent Musikanzeigen, jetzt nur noch ein Zehntel. Der Anteil ist so gering, dass die Macht der Musikindustrie nachlässt. Die Auto- und Shampoo-Hersteller, die heute bei uns werben, haben keine inhaltlichen Interessen unterzubringen. Womit ich nicht sagen will, dass wir früher von der Musikindustrie abhängig gewesen wären: Die Unabhängigkeit der Redaktion war schon immer das oberste Credo bei uns, denn wenn da einmal andere Arbeitsweisen Einzug halten, kann man den Prozess nicht mehr aufhalten.

Trotzdem bedient ihr seit dem Neuzuschnitt des Heftes auffällig viele neue Themen, die auch dem veränderten Werbemarkt geschuldet sind, Mode, Filme und Computerspiele zum Beispiel.

Film, Kunst oder Literatur waren Themen, die wir immer schon gern im Heft gesehen haben, auch als wir uns noch als reine Musikzeitschrift verstanden. Dass der Musikteil dadurch kleiner geworden ist, stört mich nicht, denn die wichtigen Themen kommen immer noch darin unter.
Generell muss man sehen: Es spricht nichts gegen ein gutes Marketing auf Basis der Heftinhalte – es darf nur eben nicht andersherum laufen.

P.S.: Ja, der Zuender kooperiert mit Intro. Das Interview haben wir aber nicht deswegen, sondern trotzdem geführt.

Auch schön:

Bitte nicht Berlin - Wieso die Redaktion der Spex nicht umziehen möchte

Raus aufs Land - Zu Techno-Produzent James Din A4

Drüber reden? - Dieser Artikel wird hier im Forum diskutiert

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin


 
 



 

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