Sieben Tage

Pepsi beim Papst

Stars kotzen in Hotelzimmer, hübsche Mädchen messen sich mit Kürbissen. Doch mit etwas Abstand ist alles halb so schlimm: Die neue Woche könnte gut werden

Von Christoph Herwartz

"Ich bete", sagt die Kanzlerin . "Ich auch", antwortet der Papst, als Merkel auf eine Pepsi vorbeischaut. Es soll um "interreligiösen Dialog" gehen, auf deutsch heißt das, Merkel gibt Ratzinger Nachhilfeunterricht in Sachen V-Blogs . Denn der Papst möchte seine Homepage aufmöbeln. Ab sofort braucht man für den Ostersegen also den päpstlichen Media-Player.

Ansonsten gestaltet sich der Wochenanfang eher ruhig, bis am Donnerstag die MTV Video Music Awards vergeben werden. Das procedere ist in jedem Jahr das gleiche : Potentiell aufstrebende Musiker kotzen in die Ecken bekannter Hotels, um am nächsten Tag ins Radio zu kommen. Klappt sogar. Zuender rät: Lasst euch am Freitag nicht von eurer Lieblings-Radio-Morning-Show wecken. Ihr wollt das doch wirklich nicht wissen… Dass das Ultimatum an den Iran abläuft , spielt auf dieser Veranstaltung keine Rolle. Ebensowenig wie auf einer Konferenz des Deutschen Brauer-Bundes , der seine Abneigung gegenüber einer EU-Kampagne gegen Alkoholkonsum zum Ausdruck bringen möchte.

Am Freitag messen sich dann zwei Städte von Weltruhm in einem lustigen Spiel: "Wer kommt als erstes in die Tagesthemen?" In der rechten Ecke: Warschau. Aus allen Teilen des Planeten stürmen wunderschöne Frauen in blasenentzündungsfördernden Outfits nach Polen, um an der Miss World-Wahl teilzunehmen. Warschau glaubt, den Sieg schon sicher zu haben. Da baut sich in der linken Ecke Ludwigsburg auf und kontert mit der weltgrößten Kürbis-Schau . Die Busenwunder von Warschau haben dem nichts mehr entgegenzusetzen und werden vom neuen Moderator der Tagesthemen entsprechend mit keiner Nachricht gewürdigt.

Ab Samstag kann der Freund des gepflegten Saurierknochens in Eislingen eine riesige Sammlung 180 Millionen Jahre alter Fischgerippe ansehen. Apropos alte Knochen: Ein kleines, völlig neuartiges, oft kopiertes und nie erreichtes Magazin , ist heute vor einem Jahr zum ersten Mal erschienen – vertrieben wurde es damals noch per Flaschenpost und Buschtrommel. Auf dem ersten Cover: Marylin Monroe. Vor lauter Arbeit verpennt das Zuender-Team diesen denkwürdigen Tag.

Am Sonntag werden sogar die Zukunftsängste der Grünen relativ. In der letzten Zeit sind die ja nur mit sinnlosen Aktionen als Spaßpartei aufgefallen. Doch wenn die ESA ihrer großen Schwester NASA unter die Arme greift, weil die vergessen hat, wie es nochmal da oben auf unserem freundlichen Nachbarn aussieht , wird uns allen warm ums Herz. Vom Mond aus, so meldet die Sonde mit dem Namen "Smart-1" sehen die Probleme auf der Erde ganz klein aus.

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35 / 2006
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