Multicore
Live 2006: Wo es passiert
Das neue Jahr hat sechs Saiten. Von wo aus man es auch betrachtet – überall wird die Stromgitarre geschlagen. Nur Depeche Mode drücken lieber Knöpfchen. Aber die sind eh schon ausverkauft
Depeche Mode
Jetzt ist Schluss mit den ollen DM-Parties in der Dorfdisco: Die Herren Gahan, Fletcher und Gore reisen höchstselbst an. Die Tickets für die Live-Shows, auf denen Depeche Mode ihr Comeback-Album "Playing the Angel" vorstellen werden, sind entweder ausverkauft oder gefälscht. Am Eingang hat’s daher nicht nur die übliche Taschenkontrolle, sondern auch modernste Scanner-Durchleuchtung. Wer nicht reinkommt, muss sich bis zum Sommer gedulden. Dann spielen DM ein paar Festivals.
(13.01. Dresden, Messehalle; 15.01. Hamburg, Color Line Arena; 18.01. Berlin, Velodrom; 20. und 21.01. Düsseldorf, LTU-Arena; 24.01. Erfurt, Messehalle; 26.01. Frankfurt, Festhalle)
Art Brut
Am liebsten treten sie dem Vernehmen nach bei "Top of the Pops" auf. Jetzt haben sich Art Brut doch tatsächlich zu einer Hallentournee hinreißen lassen. Mit dem Charme des Unfertigen halten sie sich gar für "größer als Guns N’ Roses" und willens und in der Lage, den Konflikt zwischen Israel und Palästina durch die Macht der Songlyrics zu lösen – das Erscheinen ist nach dem Abtritt von Sharon also Pflicht!
(10.01. Hamburg, Fabrik; 11.01. Dresden, Star Club; 12.01. München, Elserhalle; 16.01. Erlangen, E-Werk; 17.01. Hannover, Musikzentrum; 18.01. Oberhausen, Zentrum Altenberg; 21.01. Stuttgart, Altes Theaterhaus; 23.01. Frankfurt, Mousonturm; 24.01. Köln, Bürgerhaus Stollwerck)
Kashmir
Man höre, staune und handle: Die dänischen Superstars von Kashmir haben mit ihrem fünften Longplayer "No Balance Palace" ein kulturelles Gegengewicht zum Trash geschaffen. Mit krummen Taktarten, atmosphärischen Keyboard-Layern und Radiohead-Gitarren wollen sie "den Leuten beibringen, ihr Hirn zu benutzen, ihre Imagination, ihre Phantasie", sagt Sänger Kasper. "Sie sollen gute Bücher lesen, das Autorenkino schätzen lernen. Denn darum geht es bei Kultur: die Leute zu erziehen." Also bitte aufstehen, wenn die Band hereinkommt ...
(03.02. Berlin, Postbahnhof; 04.02. Rees-Haldern, Rock im Saal; 05.02. Frankfurt, Batschkapp; 07.02. Heidelberg, Karlstorbahnhof; 08.02. Köln, Prime Club)
Muff Potter
Die Punkrocker von Muff Potter sind ohne Zweifel eine der fleißigsten Bands der Republik: Sie kennen nun wirklich jedes JuZe von innen. Obzwar inzwischen bei einem Plattengiganten unter Vertrag (Ausverkauf! Das hört der Punkrock-Gott nicht gern!), sind sie immer noch eifrige Verfechter der guten alten DIY-Maxime. Zu Gehör bringen sie wenig mehr als drei Akkorde und natürlich nichts als die Wahrheit.
(13.01. Oberwiesenthal, T-Halle; 14.01. Dresden, Groove Station (+ Spitting Off Tall Buildings); 15.01. Würzburg, AKW (+ Spitting Off Tall Buildings); 17.01. Neuburg, Boxenstall (+ Spitting Off Tall Buildings); 26.01. Erlangen, E-Werk (+ Home Of The Lame); 27.01. Augsburg, Kantine (+ Home Of The Lame); 28.01. Siegen, Meyers (+ Home Of The Lame); 29.01. Hildesheim, Kulturfabrik (+ Home Of The Lame); 31.01. Potsdam, Waschhaus (+ Home Of The Lame); 01.02. Düsseldorf, Ratinger Hof (+ Home Of The Lame); 02.02. Heidelberg, Schwimmbad (+ Jupiter Jones); 03.02. Ulm, Roxy (+ Jupiter Jones); 04.02. Saarbrücken, Stoneage (+ Jupiter Jones); 05.02. Kaiseresch, M-Box (+ Jupiter Jones); 07.02. Gütersloh, Alte Weberei (+ Jupiter Jones); 08.02. Hamburg, Molotow (+ Jupiter Jones); 09.02. Kiel, Pumpe (+ Jupiter Jones))
The Posies
The Posies sind eine Band fürs Langzeitgedächtnis. Da war doch was? Richtig: Grunge. Dass die Band um Ken Stringfellow, der seine Brötchen als Tourmucker bei R.E.M. verdient, hierzulande nie über den Status als Geheimtipp hinausgekommen ist, liegt vor allem an den Heerscharen von mittelmäßigen Nachahmern. Nun schwingt sich endlich wieder das Original auf die Bühne.
(15.01. Schorndorf, Manufaktur; 16.01. Regensburg, Mälzerei; 17.01. Saarbrücken, Garage; 18.01. Frankfurt, Nachtleben; 19.01. Köln, Prime Club; 22.01. Berlin, Magnet; 23.01. Hamburg, Molotow; 24.01. Münster, Gleis 22)
Tomte (mit Rogue Wave)
Man darf sich von Tomte-Sänger Thees Uhlmann nicht kirre machen lassen. Denn auch wenn der so schön Bier auf der Bühne in sich reinschüttet, dann tut er das nur, um einigermaßen harmlos zu wirken. Das einzige Getränk, das zu einem Konzert der Indie-Schräbbler passt, ist natürlich "Korn & Sprite" – denn so geht bei Tomte die Übersetzung von "Gin & Tonic" ihrer großen Idole Oasis.
(27.01. Potsdam, Waschhaus (ohne Rogue Wave); 28.01. Leipzig, Werk II; 29.01. Augsburg, Musikkantine; 30.01. Heidelberg, Karlstorbahnhof; 31.01. Düsseldorf, Zakk)
Editors
Hätten Joy Division außer "Love will tear us apart" noch einen weiteren Popsong geschrieben, klänge er vermutlich so ähnlich wie der atmosphärische Pomp von den Editors. Live üben sie sich in Hibbeligkeit, Pathos und der ganz großen Geste. Die ersten Konzerte nach dem letztjährig veröffentlichten Debütalbum "The Back Room" waren noch durch Findungsprozesse geprägt. Inzwischen wissen Tom Smith und Chris Urbanowicz aber ganz genau, auf welche Gitarrentretmine sie zu steppen haben.
(28.01. Schorndorf, Manufaktur; 29.01. Wiesbaden, Räucherkammer; 01.02. Dresden, Star Club; 14.02. Bielefeld, Forum; 20.02. Bochum, Bahnhof Langendreer)
02 /
2006
© ZEIT ONLINE