Netz-Spiel

Mein Ballack und ich

Du kennst dich aus mit Fußball? Schön für Dich. Ich nicht. Dabei bin ich der hochbezahlte Manager einer echten Bundesliga-Mannschaft: bei einem Online-Spiel im World Wide Web

Von Felix Wadewitz

Ich mag Fußball. Wirklich! Nur Ahnung habe ich keine. Den Posten als Manager habe ich erst ein paar Wochen, seit Saisonbeginn. Trainer bin ich nebenbei auch noch. Seitdem habe ich viel gelernt. Kennst Du einen Herrn Schröder? Nein, nicht den Gerhard. Ein Spieler von Hertha BSC ist das. Oder den Herrn Marheineke von Hannover 96? Nie gehört? So ging es mir. Die waren aber in meinem Kader! Meine Jungs! Ich habe sie verkauft.

Der Name "Fahrenhorst" hat mir auch nichts gesagt. Die Recherche ergab: Der war sogar schon Nationalspieler. Toll, dachte ich. Der wird das Herz meiner Abwehr. Seitdem hat er mir nur Ärger eingebracht. Jetzt ist er weg. Verkauft.

So läuft das. Im Prinzip ist es ganz einfach: Jeder Mitspieler bekommt eine Mannschaft zugelost mit echten Bundesligaspielern aus unterschiedlichen Vereinen, mit unterschiedlichen Stärken, die auf unterschiedlichen Positionen spielen. Dazu gibt es 20 Mio. Euro Spielgeld. Man kann Spieler kaufen und verkaufen. Hauptsache, an jedem Spieltag stehen elf Spieler auf dem Platz, die auch im echten Leben antreten. Punkte gibt es nämlich je nach Leistung der Spieler in der Wirklichkeit. Schießt Makaay zwei Tore für die Bayern, gibt es Punkte für den Onlinespieler, in dessen Team der Holländer ist.

Die Berechnung der Punkte orientiert sich an den Noten, die das Internetportal sportal.de den Bundesligaprofis gibt. Am Sonntag, wenn der Spieltag zu Ende ist, die Elf des Tages feststeht und die neue Tabelle da ist, glüht der Server - immerhin spielen jede Woche bis zu 250.000 registrierte Nutzer mit, 40.000 Communitys gibt es. Wer Pech hat, kann dann nicht auf sein Team zugreifen. Besser haben es da die Pro- und Plus-Player. Sie zahlen eine Gebühr von acht bis zehn Euro pro Saison und werden dafür beim Zugang bevorzugt. Außerdem können sie einige zusätzliche Features nutzen wie etwa Spieler-Statistiken. Neben den Gebühren finanziert sich die Seite mit Werbung.

Plötzlich ist das, was im Sportteil der Zeitung steht, hochbrisant. Wer spielt am Wochenende? Wer muss pausieren? Wer ist in Form? Wer nicht? Ist die Sperre von Cacau schon abgelaufen? Wen stellt Magath diesmal auf?

Gespielt wird gegen Freunde, Bekannte und Kollegen innerhalb einer eigenen Community. Was gibt es schöneres als am Montag im Büro zu prahlen! "Ah, mein Poldi, der hat wieder Punkte gebracht! Und Kahn! Einfach traumhaft!" Natürlich geht das nur, wenn der Spieltag gut lief. Womit wir bei meinem Problem wären. Meine Kollegen sind alles Fußball-Experten. Bei Comunio heißen sie "Fattmir Vatter", "(CH)EFFE", "Jürgen Kohler" oder auch schlicht "Öl-Russe". Die wissen, was sie tun. Im Gegensatz zu mir. Daher habe ich erstmal abgewartet. Cool bleiben. Wer zuerst zuckt, verliert. Während die Anderen also wie wild die Transferliste leer kauften, habe ich mich zurückgelehnt. (Kannte eh keinen der angebotenen Spieler.)

Irgendwann bin ich nervös geworden. Da habe ich 1 Mio. Euro ausgegeben und einen Herrn Konstantinidis geholt. Blöd nur, dass der beim 1. FC Köln keine Chance hatte. Die haben nämlich den Poldi. So was aber auch! Tja, und wer nicht spielt, bringt keine Punkte. Mittlerweile habe ich den Herrn für 350.000 Euro verkauft. Jetzt weiß ich, wie sich ein Telekom-Aktionär fühlt.

Dann setzte der Computer endlich mal einen Spieler auf die Transferliste, den ich kannte: "Ballack, Michael". Der ist echt gut, das weiß ich! Mittelfeldspieler und torgefährlich und so. Wenn du den hast, ist alles gelaufen, dachte ich. Mann-O-Mann. Dann gewinnst du. 16 Millionen Euro habe ich bezahlt. Ein Schnäppchen sozusagen. Dann ging die Saison los. Es lief ganz ordentlich. Ballack holte die Punkte, und ich war im Mittelfeld, so Platz sieben von 16 Mitspielern. Und das Wichtigste: Ich lag in der Tabelle vor Fattmir Vatter! Das ist so ein, ähm, nun ja: "Lieblings-Kollege".

Dann kam dieser Tag. Dieser schwarze Tag. Da verletzte sich im echten Leben ein Bayern-Spieler. Hauptsache, es ist nicht Ballack, dachte ich. Es war Ballack! Mein Ballack!

Seitdem geht es bergab. Ich werde durchgereicht. Ballack ist plötzlich verdammt billig geworden, wieder dieses Telekom-Gefühl. Und das Schlimmste: Fattmir Vatter ist Erster!

Ich mag Fußball. Wirklich! Nur Ahnung habe ich keine. Den Posten als Manager habe ich erst ein paar Wochen, seit Saisonbeginn. Trainer bin ich nebenbei auch noch. Seitdem habe ich viel gelernt. Kennst Du einen Herrn Schröder? Nein, nicht den Gerhard. Ein Spieler von Hertha BSC ist das. Oder den Herrn Marheineke von Hannover 96? Nie gehört? So ging es mir. Die waren aber in meinem Kader! Meine Jungs! Ich habe sie verkauft.

Der Name "Fahrenhorst" hat mir auch nichts gesagt. Die Recherche ergab: Der war sogar schon Nationalspieler. Toll, dachte ich. Der wird das Herz meiner Abwehr. Seitdem hat er mir nur Ärger eingebracht. Jetzt ist er weg. Verkauft.

So läuft das. Im Prinzip ist es ganz einfach: Jeder Mitspieler bekommt eine Mannschaft zugelost mit echten Bundesligaspielern aus unterschiedlichen Vereinen, mit unterschiedlichen Stärken, die auf unterschiedlichen Positionen spielen. Dazu gibt es 20 Mio. Euro Spielgeld. Man kann Spieler kaufen und verkaufen. Hauptsache, an jedem Spieltag stehen elf Spieler auf dem Platz, die auch im echten Leben antreten. Punkte gibt es nämlich je nach Leistung der Spieler in der Wirklichkeit. Schießt Makaay zwei Tore für die Bayern, gibt es Punkte für den Onlinespieler, in dessen Team der Holländer ist.

Die Berechnung der Punkte orientiert sich an den Noten, die das Internetportal sportal.de den Bundesligaprofis gibt. Am Sonntag, wenn der Spieltag zu Ende ist, die Elf des Tages feststeht und die neue Tabelle da ist, glüht der Server - immerhin spielen jede Woche bis zu 250.000 registrierte Nutzer mit, 40.000 Communitys gibt es. Wer Pech hat, kann dann nicht auf sein Team zugreifen. Besser haben es da die Pro- und Plus-Player. Sie zahlen eine Gebühr von acht bis zehn Euro pro Saison und werden dafür beim Zugang bevorzugt. Außerdem können sie einige zusätzliche Features nutzen wie etwa Spieler-Statistiken. Neben den Gebühren finanziert sich die Seite mit Werbung.

Plötzlich ist das, was im Sportteil der Zeitung steht, hochbrisant. Wer spielt am Wochenende? Wer muss pausieren? Wer ist in Form? Wer nicht? Ist die Sperre von Cacau schon abgelaufen? Wen stellt Magath diesmal auf?

Gespielt wird gegen Freunde, Bekannte und Kollegen innerhalb einer eigenen Community. Was gibt es schöneres als am Montag im Büro zu prahlen! "Ah, mein Poldi, der hat wieder Punkte gebracht! Und Kahn! Einfach traumhaft!" Natürlich geht das nur, wenn der Spieltag gut lief. Womit wir bei meinem Problem wären. Meine Kollegen sind alles Fußball-Experten. Bei Comunio heißen sie "Fattmir Vatter", "(CH)EFFE", "Jürgen Kohler" oder auch schlicht "Öl-Russe". Die wissen, was sie tun. Im Gegensatz zu mir. Daher habe ich erstmal abgewartet. Cool bleiben. Wer zuerst zuckt, verliert. Während die Anderen also wie wild die Transferliste leer kauften, habe ich mich zurückgelehnt. (Kannte eh keinen der angebotenen Spieler.)

Irgendwann bin ich nervös geworden. Da habe ich 1 Mio. Euro ausgegeben und einen Herrn Konstantinidis geholt. Blöd nur, dass der beim 1. FC Köln keine Chance hatte. Die haben nämlich den Poldi. So was aber auch! Tja, und wer nicht spielt, bringt keine Punkte. Mittlerweile habe ich den Herrn für 350.000 Euro verkauft. Jetzt weiß ich, wie sich ein Telekom-Aktionär fühlt.

Dann setzte der Computer endlich mal einen Spieler auf die Transferliste, den ich kannte: "Ballack, Michael". Der ist echt gut, das weiß ich! Mittelfeldspieler und torgefährlich und so. Wenn du den hast, ist alles gelaufen, dachte ich. Mann-O-Mann. Dann gewinnst du. 16 Millionen Euro habe ich bezahlt. Ein Schnäppchen sozusagen. Dann ging die Saison los. Es lief ganz ordentlich. Ballack holte die Punkte, und ich war im Mittelfeld, so Platz sieben von 16 Mitspielern. Und das Wichtigste: Ich lag in der Tabelle vor Fattmir Vatter! Das ist so ein, ähm, nun ja: "Lieblings-Kollege".

Dann kam dieser Tag. Dieser schwarze Tag. Da verletzte sich im echten Leben ein Bayern-Spieler. Hauptsache, es ist nicht Ballack, dachte ich. Es war Ballack! Mein Ballack!

Seitdem geht es bergab. Ich werde durchgereicht. Ballack ist plötzlich verdammt billig geworden, wieder dieses Telekom-Gefühl. Und das Schlimmste: Fattmir Vatter ist Erster!

44 / 2005
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