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Weil die Welt Trash ist

Michel Houellebecqs Bücher stinken nach Sperma. Sie träumen vom globalen Gang Bang. Nichts für Dates an lauen Sommerabenden.

Es war ein ziemlich schöner Sommerabend. Bis sie mich fragte, was ich gerade lese. "Plattform", sagte ich, "von Houellebecq". Das war keine besonders gute Antwort. Von Michel Houellebecq hatte sie bisher nur gehört, von den Romanen dann lieber die Finger gelassen. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschen so... naja... sind ", sagte sie, "ich will das alles auch gar nicht wissen". Dann kam plötzlich der Nachtbus und sie war weg. Mir wärmte wieder "Plattform" den Schoß.

An diesem Abend habe ich mich gefragt, ob es für Mädchen vielleicht schwieriger ist, Houellebecq zu lesen. Schließlich ist eine pubertäre Sozialisation voller Selbsthass, sexuellem Ekel und mit einem gewissen Hang zur Pornographie die bessere Voraussetzung für einen Einstieg in dessen Romanwelten. Mädchen schien das nicht gegeben. Ihr nicht, zumindest. Sie hatte nie mit sich selbst um die Wette gewichst, nur um zu sehen, wie oft das geht und ob die Lust dabei nachlässt.

Die Bücher von Michel Houellebecq beginnen genau so: Mit Typen, denen kein besserer Zeitvertreib einfällt, als zu masturbieren. Einsamkeit und Apathie, die man lieber im Ghetto versteckt glauben möchte, als in der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Männer wie Michel in "Plattform": Typen, die Pornos nehmen statt Prozac, und die nach der Arbeit in Peepshows gehen. Intelligente und gebildete Kerle, die tagsüber Dienst nach Vorschrift machen, um sich abends ihr Adult-Entertainment leisten zu können. Bis endlich etwas passiert. Bis sie Liebe finden, oder guten Sex.

Klingt nach Trash? Ist es. Und gleichzeitig das Brillianteste, das ich seit langer Zeit gelesen habe. Denn die Welt ist Trash. Nie war Pornographie so verbreitet und so einflussreich, wie heute. Ich gehöre einer Generation an, in der man anderen Leuten beim Sex zuschaut, bevor man selber welchen hat.

Die Kulturwissenschaftlerin Linda Williams hat mal geschrieben , dass die Filmtechnik vor allem deshalb entstanden sei, weil Menschen damit ihre Körper erforschen konnten. Neben den ersten Unterhaltungsfilmchen entwickelten sich früh die "Stags": kurze, plot- und tonfreie Studien des weiblichen Körpers und seiner Nutzungsmöglichkeiten. Sex ist eine Killer-Application, die neuen Medientechniken zum Durchbruch verhilft. Nach dem Kino kam VHS: Die Videokassette setzte sich durch, weil sie den Pornofilm aus dem Schmuddelkino ins Private des Wohnzimmers holte. Sex im Internet setzte sich durch, weil nun niemand mehr das Risiko eingehen muss, in der Schmuddelecke von Vorstadtvideotheken erwischt zu werden.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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