Indie

Ironie und Wut

Das Slackertum kehrt wieder. Die Test Icicles sind zweifelsohne high potentials. Die Band gäbe zu den schönsten Hoffnungen Anlass. Das Problem: Sie machen sich nichts aus schönen Hoffnungen

Von Boris Fust

Ende der Neunziger gab es mal eine Stilistik, die den gleichen Namen trug wie das für sie zuständige Label: Digital Hardcore. Erfunden hatte beides Alec Empire von Atari Teenage Riot – einzig zu dem Zweck, den Techno-Heads nachzuweisen, dass ihre Loveparade-Kultur eine affirmative sei. "For screening Purposes only" ist das Erstlingswerk der Test Icicles, das ihrerseits noch nicht ausreichend kommentiert wurde, um genauere Aussagen über eine Message machen zu können. Es darf aber vermutet werden: Es gibt keine. Der Opener "Your biggest Mistake" klingt in etwa so, als würden Oasis "Destroy 2000 Years of Culture" von ATR nachspielen. Grindcore goes Britpop – bis zum Anschlag verzerrte Gitarren und Vocals, ein Schlagzeug, das dazu durchaus handelsübliche Disco-Beats im Stile Franz Ferdinands klopft und Melodien, die auch von Maximo Park stammen könnte. Dem britischen Hype-Fachblatt ist dazu der Begriff "Chic-Metal" eingefallen. Und in der Tat: Wirklich wütend sind die Test Icicles nicht, ihre Aggression ist eine Pose. Nicht irgendeine natürlich, sondern selbstverständlich eine ironisch gebrochene. Das hinterlässt ein uneindeutiges Gefühl. Trotzdem ist "For screening Purposes only" kein ärgerliches Werk: Die Test Icicles haben mehr Ideen als alle anderen Bands zusammen, die zurzeit in der Gitarrenrockdisco laufen.

Test Icicles, "For screening Purposes only" (Domino / Rough Trade)

Ende der Neunziger gab es mal eine Stilistik, die den gleichen Namen trug wie das für sie zuständige Label: Digital Hardcore. Erfunden hatte beides Alec Empire von Atari Teenage Riot – einzig zu dem Zweck, den Techno-Heads nachzuweisen, dass ihre Loveparade-Kultur eine affirmative sei. "For screening Purposes only" ist das Erstlingswerk der Test Icicles, das ihrerseits noch nicht ausreichend kommentiert wurde, um genauere Aussagen über eine Message machen zu können. Es darf aber vermutet werden: Es gibt keine. Der Opener "Your biggest Mistake" klingt in etwa so, als würden Oasis "Destroy 2000 Years of Culture" von ATR nachspielen. Grindcore goes Britpop – bis zum Anschlag verzerrte Gitarren und Vocals, ein Schlagzeug, das dazu durchaus handelsübliche Disco-Beats im Stile Franz Ferdinands klopft und Melodien, die auch von Maximo Park stammen könnte. Dem britischen Hype-Fachblatt ist dazu der Begriff "Chic-Metal" eingefallen. Und in der Tat: Wirklich wütend sind die Test Icicles nicht, ihre Aggression ist eine Pose. Nicht irgendeine natürlich, sondern selbstverständlich eine ironisch gebrochene. Das hinterlässt ein uneindeutiges Gefühl. Trotzdem ist "For screening Purposes only" kein ärgerliches Werk: Die Test Icicles haben mehr Ideen als alle anderen Bands zusammen, die zurzeit in der Gitarrenrockdisco laufen.

Test Icicles, "For screening Purposes only" (Domino / Rough Trade)

47 / 2005
(c) ZEIT online