Rock

Das Nichts hat einen Klang

Dass die mysteriöseste Band der Welt um den mysteriösesten Mikrofonbenutzer der Welt tatsächlich einmal eine Platte veröffentlichen würde, war alles andere als absehbar. Das Bemerkenswerteste an der Babyshambles-Platte ist, dass es sie überhaupt gibt

Von Boris Fust

Klassische Morphinisten sind, so scheint’s, im Pop-Biz selten geworden. Für Pete Doherty war es daher ein leichtes, zum prominentesten Junkie der Jetztzeit aufzusteigen. Zu Ruhm – wenn auch zweifelhaftem, aber hey! any promotion is good promotion – kam er erst, als die Libertines seine Faxen dicke hatten. Seitdem funktioniert Pete Doherty als eine Art invertierter Captain Jack: Wo er auftaucht, gib es stets ein großes Hallo, für das sich Doherty im Unterschied zu dem weniger robusten, da bereits verstorbenen Stimmungssänger mit dem Verbreiten von Unmut und schlechter Laune revanchiert. Wenn er denn auftaucht: Babyshambles-Konzerte haben die unschöne Angewohnheit, wegen unpässlichen Befindens des Sangesbruders spontan auszufallen. Der Doherty-Verehrung ist das natürlich ausgesprochen zuträglich – und musikalisch ist’s schnuppe. Was die Babyshambles auf "Down in Albion" fabrizieren, ist gewissermaßen der Eurodance des Indie: Die Songabläufe sind verschwiemelt – oder gleich ganz unkenntlich gemacht, es knallt und kracht und raucht und zischt. Und man kann dabei etwas erleben. Wohl niemand käme schließlich auf die Idee, sich der dionysischen "Fuck forever"-Orgie in trauter Abgeschiedenheit zu unterziehen – "Merry go round", ick hör dir trapsen! Zur Begeisterung, in die weite Teile der Musikpresse bereits ausgebrochen sind, gibt es allerdings trotzdem Grund: Die Babyshambles sind musikalisch noch weit schlechter zurecht als Tomte. Die weitere Verschiebung der Dilettantismus-Benchmark ist ebenso unvorstellbar wie eindrucksvoll. Die Babyshambles haben dem Nichts eine Kontur gegeben. Es dauert 65 Minuten.

Babyshambles, "Down in Albion" (Rough Trade / Sanctuary)

Klassische Morphinisten sind, so scheint’s, im Pop-Biz selten geworden. Für Pete Doherty war es daher ein leichtes, zum prominentesten Junkie der Jetztzeit aufzusteigen. Zu Ruhm – wenn auch zweifelhaftem, aber hey! any promotion is good promotion – kam er erst, als die Libertines seine Faxen dicke hatten. Seitdem funktioniert Pete Doherty als eine Art invertierter Captain Jack: Wo er auftaucht, gib es stets ein großes Hallo, für das sich Doherty im Unterschied zu dem weniger robusten, da bereits verstorbenen Stimmungssänger mit dem Verbreiten von Unmut und schlechter Laune revanchiert. Wenn er denn auftaucht: Babyshambles-Konzerte haben die unschöne Angewohnheit, wegen unpässlichen Befindens des Sangesbruders spontan auszufallen. Der Doherty-Verehrung ist das natürlich ausgesprochen zuträglich – und musikalisch ist’s schnuppe. Was die Babyshambles auf "Down in Albion" fabrizieren, ist gewissermaßen der Eurodance des Indie: Die Songabläufe sind verschwiemelt – oder gleich ganz unkenntlich gemacht, es knallt und kracht und raucht und zischt. Und man kann dabei etwas erleben. Wohl niemand käme schließlich auf die Idee, sich der dionysischen "Fuck forever"-Orgie in trauter Abgeschiedenheit zu unterziehen – "Merry go round", ick hör dir trapsen! Zur Begeisterung, in die weite Teile der Musikpresse bereits ausgebrochen sind, gibt es allerdings trotzdem Grund: Die Babyshambles sind musikalisch noch weit schlechter zurecht als Tomte. Die weitere Verschiebung der Dilettantismus-Benchmark ist ebenso unvorstellbar wie eindrucksvoll. Die Babyshambles haben dem Nichts eine Kontur gegeben. Es dauert 65 Minuten.

Babyshambles, "Down in Albion" (Rough Trade / Sanctuary)

47 / 2005
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