KUSCHELROCK

Cooler als Justine Electra

Auf ihrem Promofoto hat Justine Electra zerzauste Haare, ein Bier in der Hand und trägt ein „Kreator“-T-Shirt. Diese Lady muss einfach etwas drauf haben! Das knallpinke Debüt „Soft Rock“ muss einfach die Revolution des Songwritertums sein. Doch dann drückt man die Play-Taste

Von Julia Gudzent

Enttäuschung macht sich breit. Justine Electra hat sich offenbar ernster dem echten „Soft Rock“ verschrieben, als es das „Kreator“-Shirt nebst Bier vermuten lassen. Ist sie am Ende keines dieser Mädchen, die das Bier aus der Flasche trinken und sich die Nächte one Rücksicht auf Verluste um die Ohren schlagen? „Fancy Robots“, der erste Track auf ihrem Album, lässt an eine Marketingmasche glauben. Der Promofotograf ist wohl um einiges cooler als Justine Elektra. Denn die ergeht sich auf „Soft Rock“ tatsächlich in softem Rock mit einem Touch Beyoncé, auch bekannt als „Kuschelrock“. Bravo-Leser aufgepasst: Justine Electra hat eure ultimativen Lieblingssongs geschrieben und auf CD gebannt. Doch im Bereich Indie-Rock – in dem sich die Dame durch die Wahl ihres Labels City Slang nun einmal bewegt – hat Soft Rock nichts zu suchen. Erst im letzten Song kriegt Electra doch noch die Kurve. Auf „Defiant and Proud“ gibt es fabelhafte Textzeilen wie „kicking ass and taking names“. Schade eigentlich, dass dies der einzig relevante Song auf der Platte ist. Vielleicht schafft sie es ja beim nächsten Mal, nicht hinter ihrem Werbefoto zu verblassen.

Justine Electra, „Soft Rock“ (City Slang)

20 / 2006
ZEIT ONLINE