COUNTRYPOP

Der Kampf geht weiter

Als kritische Geister, die sie sein wollen, legten sie sich mit dem mächtigsten Mann der Welt an. Das amerikanische Radiokartell, zentral durch eine Firma names „Live Nation“ kontrolliert, reagierte prompt und strich die Dixie Chicks nach Anti-Bush-Äußerungen von den Playlists. Dabei ist die Band erzkonservativ

Von Boris Fust

„Wir sind dreist, zielstrebig und riskieren etwas“, behauptet Natalie Maines über sich und ihre Bandkolleginnen. Und seitdem die Dixie Chicks öffentlich erklärt haben, dass das mit dem Krieg im Irak nun eine nicht ganz so gelungene Aktion gewesen sei und der Bush besser beraten wäre, etwas kleinere Brötchen zu backen, glaubt ihnen das alle Welt. Und die Dixie Chicks sich selbst auch: Martie Maguire lässt über ihre Plattenfirma schriflich ausrichten, dass sie sehr stolz darauf sei, ihrer Dixie-Kollegin Natalie nicht den Mund verboten zu haben. Ihr Nicht-Verhalten („Für Emily und mich wäre es einfach gewesen, Druck auf Natalie auszuüben und sie zu einer Entschuldigung zu bewegen“) wertet sie als Beweis, dass sie „bereit war, meine Karriere für etwas aufs Spiel zu setzen, an das ich glaube.“ Und so riskieren die Dixie Chicks auf „Taking the long Way“ einmal mehr praktisch alles: Sie befleißigen sich des namentlich in Amerika hochbrisanten Country-Idioms und lassen gar Einflüsse von den Eagles und Tom Petty zu – Künstler allesamt, denen ihre Unbeugsamkeit nichts als Misserfolg eingebracht hat. Die Konsequenzen sind eindrucksvoll: In den USA ist das neue Album bereits auf Platz 1, Gold- und Platin-Ehren blieben ihnen verwehrt. Stattdessen genießen sie den äußerst seltenen Diamant-Status – für mehr als zehn Millionen verkaufte Platten. Lässt euch nicht unterkriegen, Mädels! Der Kampf geht weiter!

Dixie Chicks, „Taking the long Way“ (SonyBMG)

20 / 2006
ZEIT ONLINE