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AVANTGARDE

Der Walker’sche Wahnsinn

Für „The Drift“ von Scott Walker benötigt man eine manifeste Depression. Erstens gibt einem die Gelegenheit, dem Herrn Künstler mental besonders nahe zu sein. Zweitens steht einem ausreichend Zeit zur Verfügung, sich durch die verwinkelten Klangstrukturen zu hören, wenn man Bett und Haus nicht mehr verlässt

Man möchte es nicht wissen, von welchen Dämonen Scott Walker des Nächtens heimgesucht wird. Und erfährt es doch: Der Bruder von Elvis Presley entschwebt der Zwischenwelt und bringt bei der Gelegenheit auch noch Clara Petacci mit, jene junge Geliebte Mussolinis, die sich in den Kugelhagel warf, um dem Duce die Exekution zu ersparen. Da dräuen die Klangflächen! Da klatschen die Schweinehälften aufeinander, die sich ganz formidabel als Percussionsinstrument eignen! „The Drift“ ist nach „Tilt“, dem vor elf Jahren erschienenen Vorgänger – damals bevölkerten Josef Stalin und Adolf Eichmann das Pandämonium –, der wohl teuerste Alptraum aller Zeiten: Das Matering in den Abbey Road Studios hebt auch noch das Zerreißen des letzten Speichelfadens hervor, wenn Scott Walker seinen Mund zur Klageoperette öffnet. „The Drift“ enthält 70 Minuten durcheinanderpurzelnde Dimensionen, nach denen die Welt nicht mehr so ist, wie sie niemals war. Scott Walker, in den frühen Sechzigern mit den Walker Brothers („The Sun ain’t gonna shine any more“) für einen Wimpernschlag der Popgeschichte zu Ruhm gekommen, ist so genial wie unbeschreiblich; „The Drift“ unhörbar – jedenfalls nicht, ohne psychischen Schaden zu nehmen. Ein uneingeschränkt empfehlenswertes Werk also.

Scott Walker, „The Drift“ (4AD / Indigo)


 
 



 

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