METAL

Wahrheit / Illusion

Auf „In the Absence of Truth“ überlagert Elektronik Gitarre, Gitarre überlagert Schlagzeug und Schlagzeug Gesang. Um zum Kern von Isis’ Message zu gelangen, muss man sich erst durch ein verfrickeltes Rahmenwerk kämpfen. Und kommt doch nie an

Von Julia Gudzent

Isis geben sich gern mysteriös. Ihre Gesichter sind auf Fotos nie zu sehen, ihre Texte im Booklet nie zu lesen. Hinweise auf ihr Tun und Lassen und das Dahinter muss man mit der Lupe suchen. Auch auf ihrem neuen Album „In the Absence of Truth“ legen sie einen Schleier über ihre Songs: „Nichts ist wahr, alles ist erlaubt“, zitieren sie den Gründer der Hashashin-Sekte, Hassan-i-Sabah, und widmen einen Song Dulcinea, der Geliebten Don Quijotes.

Auch die Musik verfolgt kein klares Ziel: Mit sphärischer Elektronika und getragenen, epischen Melodien bauen Isis eine geheimnisvolle Aura um ihre Songs auf. Hin und wieder setzen sich brutale Riffs durch, gezielt überlagern sich Gitarre- und Schlagzeug. Etwas aufschlussreicher der Gesang: Aaron Turner keift, faucht und brüllt nicht mehr nur. Er hat seine Stimme entdeckt und setzt diese auf dem Album auch hin und wieder ein. Gesang und Gekreische; laut und leise: Isis belancieren gekonnt zwischen Wahrheit und Illusion und geraten dabei nicht ins Taumeln.

Isis, „In the Absence of Truth“ (Ipecac)

Der Tonkopf in dieser Woche:

Hippietum / Mathematik - Urlaub in Polen machen jetzt Songs

Altertum / Moderne - Europe sind zurück

Love / Hate - Bernd Begemann singt die Wahrheit

Drüber reden? - Der Tonkopf hat hier im Forum seinen Platz

Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin

45 / 2006
ZEIT ONLINE