Beachmetal
Altertum / Moderne
Für das deutsche Büro der Plattenfirma Sanctuary hat der „Final Countdown“ begonnen: Zum Jahresende schließt die Berliner Filiale. Hat das damit zu tun, dass sie uns die Schreckens-Hardrocker Europe und deren Comeback „Secret Society“ auf den Hals hetzen?
Von Boris Fust
Vor kurzem war noch alles gut: Herbstlicht durchflutete das Büro im Altbau nahe des Bahnhof Zoo. Joey Tempest, Sänger von Europe, saß darin und bediente sich von Obst und Kaffee. Um einen modernen Sound ginge es ihnen auf dem neuen Album „Secret Society“. In langen „Meetings“ habe die Band das beschlossen. Nachdem man sich meterweise Faxe zugeschickt habe, sei das nun Realität geworden.
Tatsächlich beginnt „Secret Society“ recht schwungvoll mit kompakten Gitarrensounds und einem Schlagzeug, das nicht mehr in Hall ertrinkt. Keyboarder Michael Michaeli hat man in den Hintergrund gemischt oder gleich anderweitig beschäftigt: kein Fanfaren-Getöse, keine Klangteppiche, kein Nix. Die altertümlichen Gitarren-Soli bleiben einziger Trash-Faktor. Stücke wie „Always the Pretenders“, „Love is not the Enemy“ und „The getaway Plan“ lassen sich durchaus hören: erträgliche Melodien – und ein wirklich schneidiger, moderner Sound. Von einigen zuckerkranken Balladen abgesehen, ist „Secret Society“ eine recht brauchbare Platte, das hätte den Schweden niemand zugetraut. Warum nicht gleich so? „Hm“, sagt Joey Tempest. „Wir hatten damals einen amerikanischen Plattenvertrag. Konnte man in der Kneipe mit angeben, hat uns aber total blockiert, weil sich niemand um uns gekümmert hat.“ Schade.
Europe, „Secret Society“ (Soulfood / Sanctuary)
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