Pop

Semi-Apokalypse

Die Londoner Band Boy Kill Boy spielt Dr. Jekyll und Mr. Hyde: Mal sind ihre Stücke düster, dann strahlen sie wieder taghell. Nebenbei vereinen sie in ihrem Sound alles, was Britpop so populär machte.

Von Peter Flore

Die Frage muss erlaubt sein: Warum erst jetzt? Immerhin ist „Civilian“ schon vor knapp einem halben Jahr – einer popkulturellen Ewigkeit also – in England erschienen. Nicht nur die Veröffentlichungspolitik erinnert an „The Employment“, das erste Album der Kaiser Chiefs. Musikalisch sowieso, obwohl Boy Kill Boy eine ganze Ecke düsterer ist. Euphorische, langgezogene Ahs und Ohs ersticken sie in ihrem Breitwandsound. Die Refrains aber strahlen so hell und klar, dass man für ein paar Sekunden überall nur Sterne sieht. „Suzie“, vorab schon als EP veröffentlicht, ist ein echter Indie-Hit. Das Stück „Back Again“ verhalf ihnen sogar zu einer Nennung in der britischen Musikzeitung NME.

Sänger Chris Peck klingt wie eine etwas sonorere Version von Maximo Parks Paul Smith. Boy Kill Boy haben kein Album für die Ewigkeit gemacht, sondern eins für den Moment: einmal heller als die Sonne strahlen. Und während die in England schon ihren Zenit erreicht hat, geht sie bei uns erst auf. So geht nun mal Pop, schlecht ist das deswegen noch lange nicht.

Boy Kill Boy, „Civilian“ (Vertigo / Universal)

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43 / 2006
ZEIT ONLINE