Indie

Erwachsenenindie

Mit ihrem neuen Album "Sam’s Town" sagt die amerikanische Synth-Pop-Band The Killers Goodbye zu ihrem Partyband-Image und wendet sich ernsthafteren Themen zu – dem Werteverfall in Amerika zum Beispiel

Von Julia Gudzent

Nach nur einem Album scheinen The Killers erwachsen geworden zu sein. Traten sie vor einem Jahr noch als Disco-Band in schräg zusammengewürfelten Outfits auf, sieht die Band auf ihrer neuen Platte "Sam’s Town" schon sehr viel reifer aus. Obwohl es sich bei der Stadt aus dem Titel des Albums zwar um eine imaginäre handeln soll, gemahnt das Artwork sehr an Mexico, auf dem Rückencoverfoto der CD hat sich die Band absichtlich wie eine Mariachi-Band aufgemacht.

Vorbei sind die Blödel-Texte wie "You got a real short skirt / I wanna look up, look up, look up, yeah yeah" ("Midnight Show" auf dem letzten Album "Hot Fuss"). In den neuen Songs geht es laut Sänger Brandon Flowers darum, "derjenige zu werden, der man für den Rest seines Lebens sein wird und sich beim Gedanken daran wohl zu fühlen. Es geht um die Erfahrungen, die man machen muss, um dorthin zu kommen", teilte er jüngst einem Online-Magazin mit.

The Killers präsentieren sich sehr viel ernster und düsterer als auf ihrem Debütalbum. Epische Keyboard-Lines jagen Flowers’ bedeutungsschwangere Lyrik; statt um Girls, Girls, Girls geht es diesmal um das Älterwerden, den Verfall amerikanischer Werte, Gott und die Welt. Die Songs erschließen sich nicht so schnell wie beim Vorgänger, dennoch gibt "Sam’s Town" ein respektables zweites Album ab. Und um ihr neugefundenes Image zu vervollständigen, engagierte die Band den Meister diverser stranger Düster-Stop-Motion-Movies, Tim Burton, für das Video zur zweiten Single "Bones". Auf dem richtigen Weg sind sie damit in jedem Fall.

The Killers, "Sam’s Town" (Universal)

Tonkopf in dieser Woche:

Eric Bachmann - Grillstimmungstöter

James Morisson - Hausfrauenschnulzen

Steve Reich Sampler - Und läuft und läuft und läuft

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Nach Hause - Zuender. Das Netzmagazin

41 / 2006
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