Pop

Wir sind es!

The Pipettes tragen Frisuren wie französische Filmstars aus den sechziger Jahren. Was auf den ersten Blick aussieht wie ein neuer Retro-Act, ist letztlich auch einer. Allerdings mit Tentakeln, die ins Hier und Jetzt reichen. Und „We are the Pipettes“ ist auch noch melodiös und tanzbar. Na, dankeschön!

Von Linus Volkmann

The Pipettes stammen aus Brighton und wirken so übertrieben kokett, dass man ständig erwartet, dass einem von ihnen eine rosa Kaugummiblase zwischen den Lippen hervorwächst, um dann irgendwann zu explodieren. Dankenswerterweise umgeht dieser Retro-Style aber zwei der naheliegendsten Fallstricke: Erstens ist die Musik kein ödes Update von Easy-Listening-Sixty-Stücken, sondern ein kunterbunter Salat wohldosierter Styles à la The Rubettes bis hin zu übergeschnappten Popversatzstücken aus der Truhe der Postmoderne. Zweitens reflektieren die Texte durchaus die Genderdiskussionen des letzten Jahrzehnts und haben in ihrer kalkulierten Naivität den Hörerinnen mehr zu sagen, als dass sie mal wieder aussehen sollten wie Jackie O. Es geht um Spaß, den man sich als Mädchen erlauben kann. Solch geiler Ermächtigungspop klingt bei Peaches musikalisch völlig anders und doch vermittelt er ein ähnliches Gefühl. Power, Style, ihr-könnt-mich-mal und dabei darf ich mich auch noch superhübsch und überlegen fühlen. Wohl dem, der Platten hört, die einem sowas mitgeben.

The Pipettes, „We Are The Pipettes“ (Coop / Rough Trade)

32 / 2006
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