Alternative

Aus dem Großstadtrevier

Manchmal gucken sie blass in die Kamera und zeigen ihre hübschen Retro-Pullover. Das ist der Moment, in dem Coverfotos geschossen werden und sie vermutlich gerade etwas öde Langsam-langsam-Stücke geschrieben haben. Aber dann vergessen Nice Boy Music den perfekten Schwiegersohn in sich und rocken los

Von Boris Fust

„Some are young“, sagt der Titel des Openers ganz richtig. Und los geht’s mit juvenil-ungestümer Spielfreude und der Rotzigkeit betrunkener Hooligans in britischen Pubs, die sich nach einem weiteren Pint aber doch als recht angenehme Zeitgenossen entpuppen. Nice Boy Music könnten der neue Hype von der Insel sein. Zum Glück kommen sie aber aus Hamburg, weswegen niemand auf die Idee kam, sie im Zuge der medial hochgejazzten Erfolge von Langweilerbands wie Hard-Fi oder Bloc Party zu verheizen.

Die Band gibt es bereits seit über zehn Jahren. Nach einer derart langen Zeit im Proberaum und auf winzigen Clubbühnen ist das Quartett hörbar gut aufeinander eingespielt. Herrlich altertümliche Beat- und Surfgitarren, ein solide die vollen Zählzeiten bedienendes Schepper-Schlagzeug und ab und an Anflüge von Humor (etwa die albernen kleinen Melodien auf „Hunger“ oder der nicht unschiefe Gesang auf „Some are young“).

Die Arrangements bringen auch Kleinigkeiten zur verdienten Geltung. Dass es mit „Twenty One“ und „Stray“ auch klassische Füllstücke gibt – geschenkt. Ab und an würde man sich wünschen, dass „Twist“ etwas weniger auf stilistische Geschlossenheit bedacht wäre. Auf der anderen Seite ist es durchaus bewundernswert, wie stringent Nice Boy Music ihren Stiefel durchziehen. Ein schönes Debüt, dem man großen Anklang wünscht.

Nice Boy Music, „Twist“ (Virgin / EMI)

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