INDIE

Erblick das Vergangene in der Zukunft

Matthew Pryor ist erwachsen geworden. Oder zumindest zur Ruhe gekommen. Nach einem eher mäßigen Abgang seiner früheren eigentlichen Band The Get Up Kids mit deren letzten Album "Guilt Show" ist der Sänger zurück – und klingt mit seinem damaligen Zweiprojekt The New Amsterdams sehr viel reifer als auf den Songs seiner Ex-Band

Julia Gudzent

Die Get Up Kids sorgten anno 2000 ganz schön für Furore in der Szene des Undergound-Pop. Vier vollkommen unbekannte Jungs aus Kansas releasten eine Seven-Inch mittels eines vollkommen unbekannten Labels. Innerhalb einer Woche war die Platte in Deutschland bei den wenigen Mailordervertrieben, die sie aus den Staaten importiert hatten, ausverkauft. Außerordentlich berühmt wurden die Get Up Kids in Europa trotzdem nie. Doch innerhalb ihrer Szene – der Indie-Underground-Szene – war die Band immer äußerst beliebt. Nach zehn Jahren ihres Bestehens lösten sich sie sich dann nach ihrem letzten Album "Guilt Show" auf. Doch ihr Sänger und Gitarrist Matthew Pryor macht weiter. Schon seit ein paar Jahren veröffentlicht er unter dem Namen The New Amsterdams seine Solosongs. Jetzt ist das ehemalige Zweitprojekt zu seiner Hauptband befördert worden. Mit "Story of a Scar" hat Pryor mit seinen neuen Mitstreitern nun ein neues Album aufgenommen, ein sehr Get-Up-Kid-lastiges, mit Verlaub: Es mag an der unverkennbaren Stimme liegen. Ansonsten ist das Album – außer bei Songs wie "Calender Days" oder "Beautiful Mistake" – sehr viel ruhiger und countrylastiger als die Ex-Band. Schließlich wurde "Story Like A Scar" auch in Nashville, Tennesse aufgenommen. Ein Countryalbum ist dabei gleichwohl nicht herausgekommen. Zwar findet sich auf der CD die gelegentliche Steelguitar, hin und wieder kommen Banjo, Kontrabass und Harmonika zum Einsatz, doch hält Pryor von Anfang an eher an einem Pop- als Countryansatz fest. Ein rundum gelungenes Werk, perfekt für lange Autofahrten und laue Sommerabende im Park.

The New Amsterdams, "Story like a Scar" (PIAS / Rough Trade)

04 / 2006
ZEIT ONLINE