INDIE

Unsauber produziert für die Tonne

2004 warfen die ziemlich unbekannten Schrottgrenze ein Hammeralbum namens „Das Ende unserer Zeit“ auf den Markt. Ein poppiger Hit jagte den anderen, man konnte nicht genug bekommen von „Nozomi“ „Zwilling da draußen“. Schrottgrenze waren cooler und besser als jede andere deutsche Band - und völlig unterschätzt

Von Julia Gudzent

Das soll sich nun ändern. Schrottgrenze haben einen Deal mit Motor gesignt, flächendeckende Promo inklusive eines Auftritts bei Quasselstrippe Sarah Kuttner ist gesichert. Vor dem Hören des Albums freut man sich: Endlich schaffen es auch einmal die Guten, endlich herrscht Gerechtigkeit. Jedoch, leider, aber: Keine einzige Textzeile bleibt einem im Gedächtnis, es gibt keine Hits auf dem Album „Chateau Schrottgrenze“, die Songs gehen nicht einmal nach dem fünften Mal Hören ins Ohr. Wie auch immer das passieren konnte – innerhalb von nur zwei Jahren haben sich Schrottgrenze von einer der talentiertesten deutschen Bands zu Amateurspielern zurückentwickelt. Schrottgrenze klingen inzwischen wie jede andere deutsche Band auch: Die Gitarren schrammeln, die Beats laufen alles andere als rund, und die Textphrasierungen stehen immer ein wenig über. Das Songwriting wirkt zerfasert und – dem Cover durchaus entsprechend – gesichtslos. Solcherlei ist zurzeit ja schwer angesagt: Kaum eine deutsche Band, die sich anders anhört. Schrottgrenze entsprechen also dem aktuellen Standard deutschen Indie-Rocks. Und doch: Die Grenze zum Schrott – sie ist überschritten.

Schrottgrenze, „Château Schrottgrenze“ (Motor Records)

04 / 2006
ZEIT ONLINE