Pop

Pomadiger Saubermannpop

Ah! Die wundersamen Fünfziger! Besatzerzigaretten gehören weiterhin zum Hosentascheninventar. Der neue Trend aus Amerika: Bubblegum und die gleichnamige Musik, die nach Milchshakes, 2-Liter-Maschinen und der Beengtheit amerikanischer Vorstädte schmeckt

Julia Gudzent

Einst waren sie ein festes Girl-Trio. Inzwischen sind The Concretes zu acht. Und wenn sie der Hafer sticht, laden sie einfach zwölf weitere Musiker ein. Und tatsächlich: "In Colour" klingt nicht vollkommen anders als Belle And Sebastian. Süßlicher Bubblegum-Pop zur unwiderstehlich schlaftrunkenen Frauenstimme, die von Unbeschwertheit spricht und das augenblickliche Wetter sehr empfehlen kann. Ans Herz legen möchte sie uns auch das Transistorradio, eine ganz famose Erfindung. Denn damit kann man ganz hervorragend die Ronettes empfangen. Und die Crystals auch, manchmal sogar gleichzeitig. Und wer einen Fernsehempfangsapparat besitzt, kann in der Wohnstube Filme mit Marilyn Monroe empfangen. Wer kein derartiges Gerät besitzt, bügelt einfach rasch das Petticoat oder macht sich einen Pferdeschwanz. Aber hübsch ordentlich, sonst wird das sittliche Empfinden der Mitmenschen gestört. Hübsch ordentlich onduliert ist auch die Musik der Concretes. Die Refrains sitzen an der richtigen Stelle, die Arrangements sind frisch gekämmt, die Bläser-Sektion ist frisch gefönt. Das Leben, es könnte so schön sein. Wenn nur die Pomade nicht immer so an den Fingern klebte!

The Concretes, "In Colour" (EMI)

04 / 2006
ZEIT ONLINE