Singer/Songwriter

Mit Beat und Geheul

My Latest Novel sehen sich gerne als die beat generation des Indie-Rocks. Ihr Debüt "Wolves" sei ihr "Howl". Wie die Anhänger der amerikanischen Literaturströmung sind die Schotten gerne "on the Road", trinken einen über den Durst und schreiben Geschichten über ihre ebenfalls besoffenen Freunde

Julia Gudzent

Die Songs von My Latest Novel sind wie ein fürstliches Trinkgelage. Erst fangen sie ganz langsam an, aber dann. "Sister Sneaker Sister Soul" beginnt bedächtig mit zartem Gesang à la Stuart Murdoch, gewinnt dann immer mehr an Drive und artet schließlich zu einer Mogwai-esquen Rockoper aus. "The Reputation of Ross Francis" ist eins dieser Stücke über trinkwütige Süffeljohns: Es beginnt mit der gebotenen Vorsicht, dann lockern sich die Zungen und zum Schluss singen sie alle zusammen und durcheinander Gospel. Ansonsten zerfließen die Gitarren gern mal zur Fläche und umspülen bongoartiges Getrommel, ehe man dann die Englein im Chor singen hört. Das hat My Latest Novel häufig Vergleiche mit Belle And Sebastian eingebracht. Auch an Arcade Fire erinnert die Band dann und wann. Doch sind My Latest Novel eigenwillig und eigenartig genug, um derlei Worte Lügen zu strafen. Was andere über sie schreiben, schert sie im übrigen wenig. Sie bevorzugen das gute Buch und sprechen bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Empfehlung für Jack Kerouac aus. Hoffentlich nehmen sie sich an jenem kein allzu großes Beispiel. Sonst saufen sie sich vor lauter Bescheidenheit gleichfalls zu Tode, wenn sie mit dem nun möglicherweise über sie hereinbrechenden Ruhm nicht zurecht kommen.

My Latest Novel, "Wolves" (Bella Union / Cooperativ)

04 / 2006
ZEIT ONLINE