Tonkopf

Christentum vs. den weltreligiösen Rest

P.O.D. beichten auf ihrem neuen Album alles: Nicht umsonst heißt das neue Werk der Christenrocker "Testify". Ihre Mission: die Nivellierung religiöser Unterschiede. Denn ob Jehova, Jah oder sonstwas – Hauptsache: Gott

Boris Fust

Soli deo gloria: Dieser Meinung sind ganz entschieden die Rock-Christen von P.O.D. Solange niemand behauptet, es gebe mehrere Götter, sind sie ganz relaxt. Unterschiedliches Geglaube, so glaubt Gitarrist Jason Truby in jedem zweiten Interview, sei kein Grund, "nicht miteinander abhängen zu können. Wir dienen schließlich demselben Gott!" Und so stimmt beispielsweise die orthodox-jüdische Reggae-Ikone Matisyahu auf dem Opener "Roots in Stereo" und auf "Strength of Life" ein in den Jubilus. Unglaublicherweise passt sich das Getoaste ganz prächtig in den Gesamtsound ein. Und Jah finden P.O.D. ja sowieso spitze. Bereits 2001 arbeiteten die vier Amis auf der Single mit dem bezeichnenden Namen "Without Jah, Nothin’" mit dem früheren Sänger der Bad Brains, der Rasta-Ikone HR, zusammen. Manchmal wirkt es so, als hätten sie in ihren Bob-Marley-Shirts da etwas nicht ganz verstanden. Ernst nehmen muss man P.O.D. aber trotzdem. Sie predigen sexuelle Enthaltsamkeit vor der Ehe und erzielen damit in US-Regionen mit besonders niedrigem Bildungsniveau Verkaufszahlen biblischen Ausmaßes. Im bible belt wird bekanntermaßen ordentlich was weggeglaubt, gerne auch zu Baller-Riffs und Schreigesang. Wenn’s selig macht ...
P.O.D., Testify (Atlantic)

04 / 2006
ZEIT ONLINE