Singer/Songwriter

Juveniler Blues-Opa

Mit "29" beschließt Ryan Adams eine Trilogie: In nur einem Jahr brachte der Singer/Songwriter erst "Cold Roses", dann "Jacksonville City Nights" und nun "29" heraus. Auf letzterem verhilft er Americana einmal mehr zu ihrem guten Recht

Julia Gudzent


Ryan Adams, "29" (Universal)

Einsamkeit. Beziehungen. Die ganz großen Gefühle. Niemand erzählt so anrührend herzzerreißende Geschichten wie Ryan Adams. Umrankt werden die Stories aus dem Bereich "Menschliches, gar zu Menschliches" von Blues, Pop und Alternative Country. Eigentlich könnte der Wahl-New-Yorker gut und gerne mittun bei faltigen Blues-Urgesteinen aus dem Delta. Auf jeden Fall ist Ryan Adams seinem Alter (vor einigen Monaten gerade 31 geworden) weit voraus. Mit "29" hat er eine Platte eingespielt, die es nicht nötig hat, mit viel Pomp und Trara aufzuwarten. Entspannt schweift sein Blick in die Ferne und ruht auf ruhigen musikalischen Weiten. Gefühle dauern eben länger als dreieinhalb Minuten – "Strawberry Wine" und "The Sadness" schaffen daher zehn. Gemächlich zuckeln die Songs dahin, schweifen mal hierhin, mal dorthin und kommen doch nicht wirklich vom Fleck. Denn Adams Stilistik könnte bodenständiger nicht sein, sie ist fest verankert im amerikanischen Roots-Rock: Country, Folk, Blues und sonst nichts. Außer natürlich Einsamkeit, Beziehungen – die ganz großen Gefühle eben.

02 / 2006
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