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Menschenrechte

Sehen und gesehen werden

Militante Großgrundbesitzer, parteiische Polizisten und skeptische Blicke gehören zum Job. Eindrücke aus dem Leben einer Menschenrechtsaktivistin auf den Philippinen.

Eine kichernde Kinderschar versammelt sich am Rande der kaum befahrenen Straße. Die Blicke der Kinder sind auf uns gerichtet. "Ich fühle mich beobachtet.", sagt Jan und lacht. Wir sind es gewohnt, mit offenem Mund angestarrt zu werden. Jan und ich sind seit Anfang des Jahres als Friedensbeobachtende auf den Philippinen, als Freiwillige der Menschenrechtsorganisation "International Peace Observers Network" (IPON). Und das erste, was wir dabei gelernt haben, ist, dass auch wir beobachtet werden. Menschenrechtsbeobachtung ist ein Sehen und Gesehenwerden.

Hier, auf der Halbinsel Bondoc im Nordosten der Philippinen, lassen sich heute nur sehr selten Menschen aus anderen Teilen der Welt blicken, es gibt kaum Touristen und längst nicht so viele ausländische Entwicklungshelfende wie in anderen Teilen des Landes. Für mich ist das erfreulich und unerfreulich zugleich. Erfreulich, denn auf dem Markt wird selten eine Touristenpauschale auf die Waren gerechnet. Für Reis bezahle ich genauso viel wie Einheimische.

Unerfreulich, denn die wenigsten der Bondoc besiedelnden Menschen sehen aufgrund fehlender Erfahrung mit Westlern einen Unterschied zwischen mir und den Amerikanern, die das Land Anfang des 20. Jahrhunderts unterwarfen, was nach einigen Schätzungen bis zu anderthalb Millionen Menschen das Leben kostete (1934 sprach der amerikanische Kongress den Philippinen die Unabhängigkeit zu).

Oft wird man hier mit "hey, Joe!" begrüßt, ein Relikt aus der Zeit, in dem Amerikaner das Inselarchipel besiedelten und Jeeps und andere kulturprägende Güter mit sich brachten. Mit diesen Oberflächlichkeiten zurecht zu kommen, das gehört zu den Erfahrungen als Freiwillige in einem Land, das Geschichten aus einer bewegten Vergangenheit erzählen kann. Auch heute gibt es noch genug Probleme.

Als Menschenrechtsbeobachterin treffen wir auf Menschen, die unentwegt Angst haben, Opfer eines politisch motivierten Mordes zu werden. Während der Gespräche mit ihnen gibt es Tränen, hoffnungslose Blicke und oftmals auch Resignation. Auf Bondoc, wo IPON seit 2006 tätig ist, kam es in den vergangenen Jahren häufiger vor, dass Menschen, die um ihr Recht auf Nahrung kämpften, ermordet wurden. Seitdem es die Landreform und das damit einhergehende Programm zur Landverteilung an landlose Bauern (CARP) gibt, fürchten sich diese vor physischen Übergriffen, unbegründeten Anzeigen und willkürlichen Verhaftungen.

Das CARP gibt es seit nunmehr 20 Jahren. Erst. Ein Blick in die Vergangenheit des Landes zeigt die Wurzeln des Landkonfliktes. Als Spanien im 16 Jh. das Land besiedelte, teilten wenige Familien das weite Land unter sich auf und grenzten andere damit aus. Das ungerecht verteilte Land und das dominierende Gesetz der Großgrundbesitzerfamilien bestehen bis heute.  

Die politische Situation auf der Halbinsel ist dabei für eine außenstehende Beobachterin und ihr Team – wir sind zu dritt als Beobachtende hier – nicht immer einfach zu verstehen. Ein großer Teil des Landes auf Bondoc gehört Großgrundbesitzerfamilien. Laut Landreform aber sollen diese ihren Besitz an landlose Bauern abgeben. Sie sollen teilen, damit die Mitmenschen ihr Recht auf Nahrung verwirklicht sehen können.

Im Grunde verhält es sich dabei wie bei dem Teilen, das Kinder schon früh beim Spielen lernen. Zum Spiel gehört auch die Erfahrung, dass es weh tun kann, etwas abzugeben. Mit dem Resultat, dass geschrieen und alles, was ihnen gehört, festgehalten wird. Doch auf Bondoc sind es mehr als Tränen, die vergossen werden, wenn eine Großgrundbesitzerfamilie wegen des CARP etwas abgeben muss.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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