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Kurzgeschichte

Korn Walden Storman

TEIL 2

Aber Muttern hat recht. Es muss ein Ende haben irgendwann. Die Kinder sind bald alt genug, dass sie die Lügen nicht mehr glauben. Wahrscheinlich sind sie es schon lange, ich bin nicht sehr gut darin, das einzuschätzen. Ihre Mutter ist dünn geworden, dünn, verhärtet und traurig. Wo ist nur ihre Sinnlichkeit hin? Ich frage besser nicht. Ihre jetzt blassen, schmalen, zusammengepressten, ungeküssten Lippen sind Antwort genug. Auch sie war bereits ein paar Mal in der Anstalt, es ist halt nicht immer einfach mit mir. Ich habe diese Zeit meist, die Kinder bei den Grosseltern, bei anderen Frauen verbracht, die ich dafür bezahlt habe, dass sie mich anlachen, während ich sie volllalle, den bar ausgezahlten Bankkredit in die Jeans gestopft, die irgendwo auf dem Boden liegt.

Als mein Bankmann mir das erste Mal eine Überziehung verweigerte, habe ich ihn über den Tisch gezogen und daran erinnert, dass wir uns seit über 20 Jahren kennen und er ohne mich nie auch nur einen einzigen Stich gemacht hätte bei den Frauen, die schwule Sau. Beim nächsten Mal habe ich mich natürlich entschuldigt, aber er schüttelte nur den Kopf mit eingefrorener Miene.

Die Fassaden. Das ist ein echter Energieaufwand. Ein paar Artikel für eine Handvoll Magazine, ein Werbetexterjob hier, ein GhostWriting dort, einsame Nächte am Rechner mit ein paar heimlichen Bieren und einem halben Duzend Lines Koks oder Crystal. Ein paar verkackte Familienurlaube. Streit und blanke Nerven auf engstem Raum. Das letzte Mal, in einer Holzhütte in Jütland, schrie mir meine Frau ins Gesicht: Warum gehst Du nicht wieder dahin, wo Du hergekommen bist?

Und ich wusste nicht einmal wohin.

Und dann kommt mir der Chef dieses Magazins mit dem schönen Thema Romantik, gerade als mal wieder so alles richtig im Argen ist. Schön vor Weihnachten alles Geld verpulvert. Eine Frau, die diesmal ganz sicher nicht zurückkommen wird, sie habe ich nun auch endgültig kaputt gekriegt. Die Wohnung ein verdrecktes Chaos, kein Kontakt zu den Kindern. Nur eine über Chats, E-Mails und ein paar geschickt platzierte Telefonate aufrecht erhaltene Scheinwelt. Für wen eigentlich noch?

Ich denke, es gibt keine Romantik in meinem Leben, nur den Kitsch und das Pathos und das Selbstmitleid. Romantik, das ist wie die Hoffnung nur eine weitere weltabgewandte Furcht vor der Wahrheit.

So etwas brauche ich nicht, denke ich, und nehme einen tiefen Schluck aus der Flasche.

Dann höre ich "Crystal Meth Freak from California" von Michael Holland.

Das erste Mal seit Ewigkeiten verspüre ich plötzlich das Bedürfnis, wieder einmal Gitarre zu spielen. Ich beginne mit "Redemption" von Johnny Cash und ende mit "No Place to Fall" von Townes van Zandt.

Dann fasse ich einen Entschluss. Zeit, die Münze zu werfen. Alles oder nichts. Ich schreibe meiner Frau einen Brief.

Weiterlesen im 3. Teil »


 
 



 

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