Randansichten

Nicht im Film

Karim ist einer von 50.000 Muslimen in Paris. Weihnachten ist für ihn die Zeit der kitschigen Dekorationen und brennenden Banlieues.

Aufgeschrieben von Patrick Kennedy

Karim und ich treffen uns am Sonntagnachmittag im Café Canbibal in Belleville. Karim ist 25 Jahre alt und Sohn tunesischer Immigranten, die in den Sechziger Jahren nach eingewandert sind. Er befindet sich gerade in einer Job-Überbrückungsphase und arbeitet bei Freunden in einem Internet-Café. Er ist müde, er arbeitet sechs Tage die Woche, gestern hat er noch dazu bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Wir rauchen Zigaretten und trinken Espresso, draußen regnet es. Ich frage ihn, was er von Weihnachten hält? Er lacht. Er hat damit nichts am Hut. An Heiligabend gibt es zwar ein schönes Abendessen mit seiner Familie, aber keine Bescherung. Früher bekamen seine Geschwister und er noch Geschenke, denn in der Schule haben alle welche bekommen, und sie sollten sich nicht ausgeschlossen fühlen. Heute ist das nicht mehr wichtig, Weihnachten ist ihm egal. "Wir Muslime haben ja unsere eigenen Feiertage. Das Opferfest zum Beispiel fällt dieses Jahr auf Ende Dezember. Die Familie meines Onkels feiert das noch mit allem drum und dran. Wir machen uns aber nicht so viel daraus."

An Heiligabend trifft er sich mit Freunden, die wie er keine Christen sind und auch nichts mit Weihnachten anfangen können. "Wir gehen etwas trinken und machen uns über die Weihnachtsdeko lustig. sieht zu dieser Zeit schön aus, aber da steckt nur Kommerz dahinter. Es geht ums Geschäft, die Touristen strömen auf den Champs Elysée und kaufen und kaufen. Der eigentliche Sinn ist längst verloren gegangen."

Karim und seine Freunde ziehen durch die Bars, und finden es doch etwas seltsam, dass die anderen – die Christen unter ihren Freunden - nicht dabei sind. "Man fühlt sich schon ausgeschlossen. Die anderen sitzen daheim bei ihren Familien und machen was weiß ich was, und nur wir sind nicht im Film. Wir warten einfach, bis alles wieder vorbei ist und feiern für uns. Danach geht alles normal weiter."

Wir bestellen noch Kaffee und ich frage Karim nach Weihnachten in den Banlieus im Norden, wo viele seiner Verwandten und Freunde leben. "Da gibt es kein Weihnachten, da wohnen kaum Christen. Die Leute wissen an den Feiertagen nichts mit sich anzufangen. Die Jungs langweilen sich und zünden dann eben Autos an. An Sylvester geht es dann richtig los, da veranstalten sie ihr eigenes Feuerwerk. Wenn die Polizei oder die Feuerwehr kommt, werfen sie mit Steinen. Das ist für sie der Staat – und den bekämpfen sie." Er erklärt mir, warum in im Gegensatz zu anderen Städten in Frankreich an Weihnachten kein einziges Auto brennt. "Das ist schlecht fürs Business. Wenn die Polizei kommt, können die Dealer nichts verkaufen. In Marseille ist die Kriminalität straffer organisiert, da können nicht irgendwelche Teenager anfangen zu zündeln und die Geschäfte stören."

An Weihnachten ist der Gegensatz zwischen dem reichen, christlichen Paris und den verlorenen Banlieus der Immigranten vielleicht am größten. Wir reden über die seltsame Kaugummi-Blase Paris, die sich hektisch auf die Festtage vorbereitet und versucht die brodelnden Ghettos im Norden zu ignorieren. "Das wird hier alles immer mehr wie in oder . Das wird immer schlimmer."

Karim und ich treffen uns am Sonntagnachmittag im Café Canbibal in Belleville. Karim ist 25 Jahre alt und Sohn tunesischer Immigranten, die in den Sechziger Jahren nach eingewandert sind. Er befindet sich gerade in einer Job-Überbrückungsphase und arbeitet bei Freunden in einem Internet-Café. Er ist müde, er arbeitet sechs Tage die Woche, gestern hat er noch dazu bis in die frühen Morgenstunden gefeiert.

Wir rauchen Zigaretten und trinken Espresso, draußen regnet es. Ich frage ihn, was er von Weihnachten hält? Er lacht. Er hat damit nichts am Hut. An Heiligabend gibt es zwar ein schönes Abendessen mit seiner Familie, aber keine Bescherung. Früher bekamen seine Geschwister und er noch Geschenke, denn in der Schule haben alle welche bekommen, und sie sollten sich nicht ausgeschlossen fühlen. Heute ist das nicht mehr wichtig, Weihnachten ist ihm egal. "Wir Muslime haben ja unsere eigenen Feiertage. Das Opferfest zum Beispiel fällt dieses Jahr auf Ende Dezember. Die Familie meines Onkels feiert das noch mit allem drum und dran. Wir machen uns aber nicht so viel daraus."

An Heiligabend trifft er sich mit Freunden, die wie er keine Christen sind und auch nichts mit Weihnachten anfangen können. "Wir gehen etwas trinken und machen uns über die Weihnachtsdeko lustig. sieht zu dieser Zeit schön aus, aber da steckt nur Kommerz dahinter. Es geht ums Geschäft, die Touristen strömen auf den Champs Elysée und kaufen und kaufen. Der eigentliche Sinn ist längst verloren gegangen."

Karim und seine Freunde ziehen durch die Bars, und finden es doch etwas seltsam, dass die anderen – die Christen unter ihren Freunden - nicht dabei sind. "Man fühlt sich schon ausgeschlossen. Die anderen sitzen daheim bei ihren Familien und machen was weiß ich was, und nur wir sind nicht im Film. Wir warten einfach, bis alles wieder vorbei ist und feiern für uns. Danach geht alles normal weiter."

Wir bestellen noch Kaffee und ich frage Karim nach Weihnachten in den Banlieus im Norden, wo viele seiner Verwandten und Freunde leben. "Da gibt es kein Weihnachten, da wohnen kaum Christen. Die Leute wissen an den Feiertagen nichts mit sich anzufangen. Die Jungs langweilen sich und zünden dann eben Autos an. An Sylvester geht es dann richtig los, da veranstalten sie ihr eigenes Feuerwerk. Wenn die Polizei oder die Feuerwehr kommt, werfen sie mit Steinen. Das ist für sie der Staat – und den bekämpfen sie." Er erklärt mir, warum in im Gegensatz zu anderen Städten in Frankreich an Weihnachten kein einziges Auto brennt. "Das ist schlecht fürs Business. Wenn die Polizei kommt, können die Dealer nichts verkaufen. In Marseille ist die Kriminalität straffer organisiert, da können nicht irgendwelche Teenager anfangen zu zündeln und die Geschäfte stören."

An Weihnachten ist der Gegensatz zwischen dem reichen, christlichen Paris und den verlorenen Banlieus der Immigranten vielleicht am größten. Wir reden über die seltsame Kaugummi-Blase Paris, die sich hektisch auf die Festtage vorbereitet und versucht die brodelnden Ghettos im Norden zu ignorieren. "Das wird hier alles immer mehr wie in oder . Das wird immer schlimmer."

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52 / 2007
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