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Waffen

Great Gun, buy now!

Wer verkaufen will, muss werben. Wer werben will, braucht gute Argumente. In der Waffenindustrie tut's aber auch dumme Ballerei. Zuenders Lieblings-Waffenwerbungen


Im Film ist alles ganz einfach: Der Wagen parkt am Rand einer Wiese, ein Mafiosi nimmt ein Gewehr aus dem Kofferraum, ballert zwei, drei Salven in die Luft und sagt: „500 von den Dingern. Bis nächste Woche.“ Dann schmeißt der schmierige Waffenverkäufer die Klappe zu: „Habe ich ja gleich gesagt, dass Du zufrieden sein würdest.“

Die Realität ist komplizierter. Die Gruppe der potentiellen Käufer von Waffen ist sehr viel größer als im Kino – neben dem organisierten Verbrechen und zwielichtigen Warlords gehören auch die Armeen großer und kleiner Staaten zu den Abnehmern. Oder einfach die netten Leute von nebenan.

Zumindest im US-Bundesstaat Indiana. Weil Waffenbesitz hier legal ist, hat Don Davis, Eigentümer eines Waffengeschäftes, mehr als sechs Millionen potentielle Kunden. Um deren Kaufkraft wirbt er mit diesem charmanten Filmchen .

Dieser Film ist ein ganz anderer Fall. Er wurde irgendwann in den neunziger Jahren hergestellt (was man sehr deutlich sieht und hört) und wirbt für die Maschinenpistole P90 des belgischen Herstellers FN Herstal. Wer das Ding kaufen soll? „Spezialkräfte“ und „Armee-Einheiten mit unterstützenden Aufgaben“ heißt es im Video. Aber auch private Sicherheitsdienste dürften angesprochen sein. Wer nach diesem Video nicht von der P90 und ihrer „SS190 ball round“ träumt, hat kein Herz für Waffen. Wegen ihrer adretten Form kommt die P90 regelmäßig zu prominenten Auftritten in Filmen und Computerspielen, auch das ist ein Aspekt von Waffenwerbung.

Nichts ist so langweilig wie Artilleriemunition? Denkt noch mal nach! Die schwedische Bofors 3P-40mm vereint sechs Funktionen in einer Patrone! Sie ist vorfragmentiert, programmierbar und hat einen Näherungszünder! Das Werbevideo braucht siebeneinhalb Minuten um all die tollen Gimmicks zu erklären. Ist das nicht erstaunlich?

Offensichtlich ist es so: Waffen und schlechte Musik gehören einfach zusammen. Dieses Video zeigt den Kampfpanzer Leopard 2, das Schmuckstück im Portfolio des deutschen Konzerns Krauss-Maffei Wegmann (KMW). Fast sechs Minuten lang geht es um „Maximum mobility“ und „superior Firepower“. Eingesetzt werden solche Filmchen kaum als klassische Werbemittel, eher dürften sie hin und wieder in Schulungsräumen der Bundeswehr zu sehen sein. Und manchmal landen Ausschnitte sogar in den Fernsehnachrichten, „Video: Hersteller“ steht dann darunter.

Die folgenden zwei Filme werden präsentiert vom deutsch-französischen Konzern EADS, der sein Geld mit zivilen Airbus-Flugzeugen und Kampfjets wie dem Tornado und dem Eurofighter verdient. Auffällig ist nicht nur die schlimme Hintergrundmusik, sondern auch, dass in diesem Video aus dem Jahr 2005 nur die offensichtlichen Qualitäten des Tornados präsentiert werden: Er kann tief fliegen, schief fliegen, Kurven fliegen, allein oder im Rudel, kann in der Luft betankt werden und auch wieder landen. Seitdem hat das Genre sich jedoch weiterentwickelt, wie das nächste Video zeigt.

Irgendwo in der kasachischen Steppe oder auch in Polen hat sich eine Truppe von Schurken eingenistet, die nun mit einem gezockten Raketensystem eine westliche Stadt bedroht. Der Countdown tickt. „The coalition forces are asked to respond“, heißt die Mission für die Eurofighter-Crew. Die lässt sich erstmal Zeit beim Einsteigen, verhindert dann in einem dramatischen Finale aber die drohende Massenvernichtung. Wie in einem richtigen Spielfilm.
Wie das kommt? Mit dem Fall des eisernen Vorhangs haben sich die Feindbilder geändert. Nicht mehr die sowjetische Armee, sondern Separatisten und Terroristen sind die neue Bedrohung. Diese Entwicklung kann man bis in die Werbefilme der Waffenhersteller hinein verfolgen: Nicht mehr pure Überlegenheit zählt, sondern maßgeschneiderte Lösungen im Krieg gegen den Terrorismus.

Das Bild vom guten Krieg wird in diesem Imagefilm von Kraus-Maffei Wegmann auf die Spitze getrieben, in dem alle Produkte des Herstellers mal auftauchen dürfen. In zarten Pastelltönen, die irgendwie auf den Balkan oder nach Afghanistan passen könnten, wird die Geschichte eines Familienvaters erzählt, der mit seiner Einheit eine Friedensmission im fernen Ausland zu erfüllen hat. Geballert wird hier gar nicht, es geht um Sicherheit, große Gefühle und plötzlich auch um ein Wohnmobil voller leichtsinniger Urlauber. Wie die wohl ins Krisengebiet gekommen sind? Die professionelle Machart des Filmes (der Regisseur Jan Litzinger arbeitet sonst für Mini und Hugo Boss) zeigt, dass Waffenhersteller die Öffentlichkeit suchen. Jeder Auslandseinsatz einer Armee, sei das die deutsche, polnische oder US-amerikanische, muss vor den Wählern begründet und durchgesetzt werden. Dazu gehört auch, dass das potentielle Risiko so gering wie möglich ist – da können die Waffensysteme von KMW helfen.

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