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Netzaktivismus

Der große Bücherklau

Die Netzkünstler von ubermorgen.com legen sich gerne mit den Größen der Branche an. Zur Zeit bedienen sie sich in den digitalen Bibliotheken von Amazon. Darf Kunst so mit Copyright umgehen?

"Stellen Sie sich vor, Sie durchsuchen einen gigantischen Buchladen, Millionen Seiten mit nur einem Klick", lockt Amazon auf seiner Webseite. Es geht um die Funktion "Search Inside" . Sie ermöglicht es den Kunden des Online-Buchhändlers seit einiger Zeit, im Buchangebot gezielt nach bestimmten Stichwörtern zu suchen. Das Blättern im virtuellen Buchladen, hofft man, soll die Kaufentscheidung erleichtern und so letztlich mehr Bücher losschlagen. Dass es sich bei diesem Buchladen jedoch um ein Geschäft handeln könnte, aus dem jeder Kunde mit dem gewünschten Titel unterm Arm einfach herausspaziert, hat sich Amazon sicher nicht so vorgestellt.

Genau das wollen jetzt aber die Wiener Künstler von ubermorgen.com möglich machen. Für ihre neue Aktion "amazon noir" saugt die Gruppe ganze Bücher aus den Datenbanken des Online-Händlers – um sie dann kostenlos zu verteilen.

Möglich wird das durch Amazons eigene "Search Inside"-Funktion. Mit dem Service, den Amazon Deutschland seit Sommer 2005 anbietet, kann im Volltext von mittlerweile über 250.000 Titeln gezielt nach Stichwörtern gesucht werden. Das ist mehr als der Bestand einer mittelgroßen Stadtbibliothek. Als Suchergebnis bekommt der Kunde die Seiten, auf denen sein Suchwort auftaucht, auf den Bildschirm. Zu sehen gibt es jedoch nur einen kurzen Ausschnitt – mehr als ein oder zwei Mal vor oder zurück blättern ist nicht drin. Das Ganze ist schließlich als Leseprobe gedacht.

In diese Hintertür haben jetzt ubermorgen.com ihren Netzkünstler-Fuß geschoben. Eine von Projekt-Programmierer Paolo Cirio gebaute Hack-Software bombardiert Amazon so lange mit strategisch platzierten Such-Anfragen, bis es alle Seiten eines Buches beisammen hat. Diese setzt es dann zu einer vollständigen digitalen PDF-Version zusammen, die herunter geladen und weiterverteilt werden kann.

Noch ist das Projekt allerdings nicht gestartet. Ungefähr 60 Titel habe die Gruppe schon "geklaut", schätzt Hans Bernhard von ubermorgen.com. Bis zum offiziellen Start am 15. November sollen es mindestens 120 sein. Geplant ist, die Bücher "im eigenen virtuellen Haushalt zu verteilen", stellt der auf der Webseite veröffentlichte Begleittext zur Aktion in Aussicht. Wie das jedoch genau geschehen soll, wissen die Künstler selbst noch nicht. Ursprünglich wollte man die Titel direkt zum Download auf die Seite stellen. Mittlerweile halten sie es für wahrscheinlicher, dass über klassische Peer-to-Peer -Netzwerke verteilt wird - wohl auch aus Angst, verklagt zu werden.

Vielleicht, überlegt Bernhard, wird es sogar einen eigenen Such-Service geben. Dann könnte man auf der Seite von "amazon noir" Wunschtitel eingeben, und sie einige Stunden und ca. 5.000 Suchabfragen später komplett und kostenlos auf der Festplatte haben.

Welche Variante es letztlich aber auch sein wird, in jedem Fall geht "amazon noir" sehr frei mit den Urheberrechten der Verlage und Autoren um. Gut, kann man jetzt sagen, das ist schließlich Kunst. Und somit auch keine Straftat, sondern eine gewiefte und berechtigte Kritik am geltenden Urheberrecht mit all seinen Unzulänglichkeiten. Da soll eine Debatte angestoßen werden, das verdient Absolution.

Weiterlesen im 2. Teil »


 
 



 

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